Samstag, 24. September 2011

Mabon - Herbsttagundnachtgleiche

Ein dicker Korb voll roter, reifer, leuchtender Äpfel. Und die sind so knackig, dass es spritzt, wenn man rein beißt. Es ist warm draußen, wenn auch nicht mehr ärmelloswarm, zumindest nicht im Schatten des Apfelbaums. Da liege ich unter dem Apfelbaum und lausche den Geschichten, die mir die Blätter ins Ohr wispern. Sie erzählen von warmer Sonne und von dem Traumfänger, den ich vor Jahren in den Baum gehangen habe und der so schon sehr zum Apfelbaum gehört wie die jedes Jahr wiederkehrende Blütenpracht. Und sie wispern von den Vögeln, die sich von den leuchtenden Farben der Früchte verführen lassen und in Scharen einfallen. Aber auch von den ersten Nachtfrösten, dem Rascheln der Blätter des Nachbarbaums und von Erinnerungen an vergangene Blüten aus dem Frühjahr. Stolz ist mein kleines Äpfelbäumchen, wie es fest und stetig da steht und seine süßen Früchte leuchten läßt.

Ich gehe weiter durch den Garten und finde den alten Birnbaum. Wie stark und wunderbar die Natur ist, zeigt sich hier ganz deutlich, denn die wilde Birne, die als Stammbäumchen diente um die Edelbirne aufzusetzen, bringt dieses Jahr das erste mal eigene Früchte, nach 40 Jahren. Zwei verschiedene Birnensorten an einem Baum. Ich staune und bin entzückt, küsse die erstaunlich großen, festen und pelzigen neuen Freunde voll Liebe und gehe weiter. Zauberhaft.

Unter der Kiefer liegen die ersten Zapfen und im Hintergrund leuchten die Kürbisse. Mhmmm... und da ist er. Mein Herbst. Und was könnte an Mabon schöner sein, als dass sich der Tag in goldenes, warmes Sonnenlicht kleidet. Ein wunderbar warmer Tag liegt hinter mir. Und man merkt es ganz deutlich, auch der Sommer liegt hinter mir.
Natürlich schaue ich ein wenig bedauernd zurück, zeigte sich der Sommer dieses Jahr doch von seiner ganz eigenen Seite. Aber wenn ich ehrlich bin, ist keine Notwendigkeit für Bedauern, denn auch dieser Sommer war wunderbar.

Die Zeit der Herbsttagundnachtgleiche ist eine Zeit zum Innehalten und Zurückschauen. Wie ist das Jahr gelaufen? Wie liefen die neuen Projekte? War ich glücklich? Was hat sich in mir verändert? Die langen Herbstabende laden bei Trauben- und Apfelsaft zum Nachdenken ein...

Es ist die Zeit des Erntedank, viel der Ernte wurde schon eingefahren, jetzt kommt die Zeit der Äpfel, Trauben, Birnen und des Holunders. Wenn ich durch das kleine Wäldchen streife und den Buschrand erreicht habe, leuchten mir die goldenen Stoppelfelder entgegen. Jetzt warten noch Mais und Zuckerrüben. Als Kinden haben wir von den Feldern Rüben und Runkeln stibitzt und Herbstkoboldlaternen aus ihnen geschnizt. Der herbe Saft der Zuckerrüben verklebte die Hände und wir haben uns mit dem zuckrig-klebrigem Lehm richtig schön eingeschmiert...

Ja, diesen Herbst webe ich mir selbst. Aus dampfendem Apfelschalentee der sich im Holz mit Buchenholzduft vermischt, verspinne ich feine taunasse Spinnweben zu leuchtender Laubwolle und webe mir einen Traubenmantel mit Zimtbirnengeschmack... Glühende Hagebuttenknöpfe halten den duftenden Zaubermantel eng an mir wenn die Nebel kommen und ich heiße die Herbststürme willkommen...

Willkommen, mein lieber Herbst.

3 Kommentare:

  1. Wie wunderbar,

    dass du wieder daheim sein kannst,
    solche tollen Beiträge schreibst,
    dich an diesen warmen Herbsttagen so erfreust wie ich mich,
    dass dein gesunder Körper dich durch die Tage der Krankheit getragen hat.

    Alles Liebe!
    Maria

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  2. Zauberhafte Herbstimpressionen, liebe Miri. In dir steckt ein Schreibtalent!

    Liebe Grüße,
    Steffi

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  3. Einfach grandios, liebe Miri!
    Dein Text lädt zum schwelgen ein......bezaubernd!
    Ich schließe mich Dir mit ganzem Herzen an:
    Willkommen Du wunderbarer Herbst!

    Alles Liebe und ganz schnelle Genesung für Dich!
    Miri

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