Dienstag, 10. November 2015

Meine Gesundheit und was sich ändern muss

Vor ein paar Tagen habe ich mal ein gesundheitliches Resümee gezogen - oder eher ziehen müssen. Seit der Kleine im Kindergarten ist, bin ich ständig krank. Klar, vielleicht ist das ein Stück normal, denn wenn man mal ein paar Tage hintereinander im Kindergarten war, begegnen einem alle (trief)naselange jede Menge Schnutzäffchen, Hustenzwerge und kleine Schnupfenmäuse. Die Kleinen bauen ja auch erst mal ihr Immunsystem auf, aber ich?! Meins sollte eigentlich funktionieren.

Aber das tut es nicht. Seit es mir im Sommer nicht so gut ging, habe ich ständig mit irgendwelchen körperlichen Wehwechen zu kämpfen. Ich rufe bei jedem kleinen Virus ständig "Hier! Ich will den haben!", kämpfe mit Gerstenkörner, habe Magen-Darm-Grippe und Erkältungen. Ätzend ist das. Besonders mit einem Dreijährigen. Das ganze gipfelte dann in einer eitrigen Mandelentzündung mit anschließender Bronchitis und einer Antibiotikabehandlung. Meine erste Antibiotikabehandlung an die ich mich erinnern kann. Und es war furchtbar. Bauchweh, Durchfall, Sodbrennen, ... und ich war erst mal ausgeschaltet und hatte Zeit zum Nachdenken.

Bei einer meiner letzten Yoga-Stunde sagte mir meine Lehrerin etwas sehr interessantes: "Wenn man nicht ganz bei sich ist, ist Platz für andere(s)." Und so würden dann Krankheitserreger und Viren freie Bahn haben. Ich finde diesen Satz sehr interessant, denn da ist was dran. Ich kann es zumindest an mir beobachten. Wenn es mir seelisch nicht gut geht, werde ich schneller krank. Und so habe ich beschlossen, dass ich mehr für mich tun will, Tiefenarbeit leisten. Und ich habe schon damit begonnen. Ich gehe jetzt wirklich jede Woche zum Yoga und ich finde es großartig. Ich arbeite an meiner Selbstliebe, gehe in mich und schaue mir meine Schatten an, lerne Nein zu sagen. Ich übe mich im Loslassen, zum einem ganz banal und miste meine Schränke aus, räume auf, sortiere aus und werfe weg. Zum anderen kehre ich aber auch Dinge aus meinem Leben, die mich einfach nicht mehr nähren. Und es tut so gut.

Jetzt möchte ich meine Ernährung verbessern. Dadurch dass ich sehr mit meinem Inneren beschäftigt war, habe ich einiges schleifen lassen. Und das wird jetzt angegangen. Mit der Energie des nächsten Neumondes packe ich es an. Der nächste Neumond ist morgen, am 11.11.2015, ein fast schon episches Datum, oder? Also ab morgen möchte ich...

- ... Zucker weglassen.
Das wird schwierig, machen wir uns nichts vor. Es kommt nämlich die Weihnachtszeit, aber ich denke, ich habe es bitter nötig. Und wann ist der richtige Zeitpunkt um etwas zu ändern? Immer jetzt! Es wird mir gut tun. Zu Beginn meine ich erst mal den Industriezucker. Süßes wie z.B. Datteln oder Bananen werde ich mir erlauben, auch Birkenzucker.
- ... wieder möglichst glutenfrei leben. 
- ... möglichst wenig bis keine verarbeiteten Produkte zu mir nehmen.
Ich esse zwar schon recht wenig verarbeitete Produkte, aber die sollen auch wegfallen. Stichwort Clean Eating.
- ... noch mehr rohes Obst und Gemüse essen. 
Meinen Rohkostanteil erhöhen. Stetig.
- ... meine Darmflora wieder aufbauen.
Zusätzlich zu meiner Ausleitungskur (die man nach jeder Antibiotikakur machen sollte, dazu aber mehr in einem extra Blogpost) muss ich meine Darmflora wieder in Gang bringen und möchte jeden Tag Probiotika zu mir nehmen.
- ... jeden Tag 2 Liter trinken.
Ich trinke viel zu wenig. 

Das ist doch eigentlich alles umsetzbar, oder? Und weil es zusammen einfach viel mehr Spaß macht und wir uns alle gegenseitig motivieren und unterstützen können, frage ich Dich, ob du nicht auch mitmachen möchtest! Die Wilde Wölfin von Wilde-Weiblichkeit.de und Karmi von GlowingLife.de machen auch mit. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich noch mehr melden. Wenn Du ein Blogger bist, einfach einen Kommentar hier lassen und dann verlinke ich euch hier im Artikel. Es wäre außerdem toll, wenn Du von unserer Aktion berichten würdest.

Ich freu mich!

Linkliste (unsortiert):

Wilde Weiblichkeit
Glowing Life
InspiriertSein
Vegan einfach
Frau Schäselchen

Freitag, 16. Oktober 2015

11 Fragen an die wurzelweberin

Die liebe Christine Volm von tine taufrisch hat mich mit dem Liebster Blog Award nominiert. Mit dieser Aktion lernen sich Blogger untereinander kennen und stellen ihren Lesern durch ihre Nominierungen auch neue Blogs vor. Ganz lieben herzlichen Dank dafür! Dann möchte ich endlich mal ihre Fragen beantworten, sie hatte mich nämlich schon im September nominiert. Ich finde, es sind sehr tiefe und sehr tolle Fragen, die sehr persönlich sind. 



1. Was bedeutet für dich Natur?
Natur bedeutet für mich Leben. Vielfalt. Harmonie. Universelle Ordnung, Hell und Dunkel, Ausgeglichenheit. Die Natur lehrt mich zu fühlen, mit dem Fluß zu gehen. Sie nimmt mich auf in den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen und lässt mich Teil von etwas Größerem Sein. Sie zeigt mir, wie alles miteinander verbunden ist. Und sie heilt mich.

2. Wo erholst du dich am liebsten?
Ich erhole mich am liebsten draußen, neben Pflanzen und Bäumen. Sie bringen mein inneres Chaos mit ihrer Anwesenheit ins Reine und zeigen mir, wie wichtig es ist, verwurzelt zu sein. Oder am Fluss. Manchmal auch gerne mit Wolldecke und dampfendem Apfelschalentee am Fenster, wenn es draußen stürmt und regnet. Im Sommer bin ich gerne bei unseren Hoch- und Hügelbeeten. Wenn ich dort die Erde spüre, zuschauen kann wie die Pflanzen wachsen, dann bin ich ganz Eins. Gerne gehe ich auch an innere Orte der Verbundenheit und verweile dort ein bisschen.

3. Nutzt du besondere Techniken oder wie entspannst du dich am besten?
Ich entspanne mich am Besten, wenn ich in einer gelösten Stimmung bin. Das heißt, dass ich gerne die Dinge, die zu erledigen sind und einen Erledigt-Haken benötigen, abhake. Dann kann ich mich gut entspannen. Auch gelingt es mir besser, wenn ich allein und für mich bin. Total entspannt bin ich, wennich mit Pflanzen in all ihren Erscheinungsformen arbeite. Das kann beim Apfelpflücken sein. Oder beim Herstellen von Elixieren, Essenzen, Tinkturen und Medizinbeuteln.

4. Wie sieht dein Essensplan für heute aus?
Also heute morgen steht bei mir Avocado und Tomate auf dem Speiseplan, danach einen Bananensmoothie mit Zimt. Heute mittag gibt es eine Kürbissuppe, die ich gestern zubereitet habe. Mit frischem Kürbis von den Hügelbeeten, ich bin ganz stolze Kürbismama ;). Der Rest ist noch ungeplant.

5. Stehen auch Wildpflanzen auf dem Besorgungszettel?
Im Moment nasche ich gerne Weißdornbeeren, frisch vom Strauch. Seit ich intensiv mit dem Hagedorn gearbeitet habe, liebe ich diesen Geschmack, diesen Geruch und diese Geborgenheit die er mir gibt so sehr. Dann stehen im Moment Schlehen ganz oben, zur Zeit zieht gerade Schlehenwasser in der Küche ♥ als Kraftwasser, ich bin im Moment sehr schwach. Und Vogelmiere wird heute oder morgen gepflückt, für Salben und Pflegestifte, und nebenbei genascht. Gundelrebe esse ich im Moment als Kur und Hagebutten stehen ganz oben. Die trocknen auch gerade fröhlich vor sich hin. Da hier gestern schon Schnee lag, merkt man jetzt ganz stark die Zeichen der Zeitund vieles hat sich schon dem Frost hingegeben.

6. Wo pflückst oder erntest du deine Wildpflanzen?
Ich ernte gerne direkt bei mir im Garten. Da wir ein recht großes Grundstück haben, schaue ich gern, was sich bei mir ansiedelt und mir so etwas mitteilen will. Jedoch finde ich hier z.B. keinen Beinwell und keine Wegwarte und auch Spitzwegerich findet sich nicht. Brauche ich Kräuter, die bei mir nicht wachsen, pflücke ich gerne bei uns im Flusstal, an unserer Hütte am Fluss. Das ist auch nur wenige Minuten entfernt (5 Minuten Autofahrt). Oder am Hügelberg (ebenfalls nur 5 Minuten entfernt), hier ist Naturschutzgebiet und es ist auch irgendwie kraftvoll dort. Ich sammele ungern außerhalb meiner Region... ich bin stark mit meiner Erde verbunden. Und so fühlt es sich auch gut an, wenn ich Pflanzen ernte, die von hier kommen.

7. Wie bereitest du dein Essen zu? Roh oder gekocht? Konzentriert oder auf die Schnelle?
Wir essen zur Zeit beides, zu ziemlich gleichen Teilen. Leider muss ich zugeben, da ich nicht gut zurecht bin und nicht viel Energie habe, bereite ich zur Zeit viel auf die Schnelle zu. Aber dafür immer frisch und größtenteils aus dem eignen Garten.

8. Wenn du könntest, welchen "Promi" würdest du am liebsten zum Essen einladen und was würdest Du servieren?
Mhm... welchen Promi... also ich würde sehr gerne Alicia Siloverstone einladen *lach* und mit ihr über ihre beiden tollen Bücher plaudern ("Meine Rezepte für eine bessere Welt" und "Kind Mama"). Ich liebe ihren Schreibstil und diesen lockeren Plauderton. Ich finde es großartig. Ich würde ihr ein veganes Gericht kochen, wahrscheinlich mit Pilzen und Giersch (Rohkost war nicht so ihr Ding). Und als Nachtisch rohe Erdnussplätzchen mit roher Schokolade ♥ (ein bisschen roh muss dann aber sein ;).
Und dann natürlich Wolf-Dieter Storl. Ich kann Herrn Storl stundenlang zuhören, ich liebe seine Geschichten und seine Bücher. Essen würden wir dann eine vegane, grüne Suppe aus neunerlei Kräutern mit Rohkostbrot und zum Nachtisch gibt es roh-schokolierte Gundelrebenblätter.
 
9. Essen ist ja auch Kommunikation, was möchtest du deinem Gast mit deinem Gericht mitteilen?
Was möchte ich meinem Gast mitteilen... Mhm. Essen soll lecker und gesund sein und die Zubereitung soll Spaß machen. Ich glaube Herr Storl isst nicht vegan, so würde ich ihm zeigen wollen, wie lecker veganes Essen sein kann. Und Alicia würde ich einfach sagen wollen, wie recht sie hat und saisonal kochen und essen einfach toll ist.

10. Wenn du mal niemanden sehen und hören willst, wohin ziehst du dich zurück?
Ich gehe raus. Auf den eben erwähnten Hügelberg oder zum Fluss. Da bin ich meistens allein mit mir und kann meine Gedanken schweifen lassen. Wenn mein kleiner Kobold mit dem Opa unterwegs in der Scheune ist, dann bin ich auch bei den Hochbeeten ganz für mich. Da gehe ich auch gern hin. 

11. Und zum Schluss: Stell Dir vor, du dürftest dich in einen Garten wünschen - wie würde er aussehen?
Ich würde vor einem schmiedeeisernen Tor stehen, umrankt von wilden Heckenrosen, die wohl in der Blüte stehen als auch Hagebutten tragen. Daneben jeweils ein Hirschkolbensumach in schönster Herbstlaubfärbung. Das Tor öffnet sich knarrend und ich trete ein in den geheimen Garten, der in allen Nuancen von Grün schillert. Filigrane und summende Insekten fliegen glücklich von Blüte zu Blüte. Kleine Hügel sind von blühender Gundelreben bedeckt (Gundelrebe ist meine Seelenpflanze, die darf nicht fehlen), alte Eichen, Kastanien, Linden, Erlen und Weiden stehen überall, wiegen sich sanft im Wind und kleine Grüppchen von frechen Birken sieht man hier und dort. Es ist ein lauer Sommerabend und das Licht ist warm und mild. Vom Licht erwärmt schickt die Melisse ihren wundervollen Geruch durch den Garten und bringt Harmonie und Zufriedenheit mit sich. Ein Hirsch steht majestätisch im Gegenlicht und wacht über diese Schöpfung. An seinem Geweih sieht man den Geist des Gartens, ein zartes Wesen vom kleinen Volk. Es heißt mich willkommen und wir gehen ein Stück zusammen.

So, jetzt habe ich die Fragen beantwortet. Wirklich schöne Fragen, Danke Dir, liebe Christine! Und ich übernehme ein paar Fragen an meine Nominierungen:


Ich danke euch sehr, wenn ihr die Fragen beantworten würdet. Ich bin schon neugierig gespannt ♥♥♥ 

1. Was bedeutet für dich Natur?
2. Was bedeutet unsere Erde für Dich?
3. Würdest Du Dich als spiritueller Mensch sehen? Erzähl mal davon.
4. Wie sieht dein Essensplan für heute aus?
5. Stehen auch Wildpflanzen auf deinem Speisezettel?
6. Wo pflückst oder erntest du deine Wildpflanzen?
7. Wenn du könntest, welchen "Promi" würdest du am liebsten zum Essen einladen und was würdest Du servieren?
8. Wie lauten die Titel der letzten drei Bücher die Du gelesen hast und wovon handeln sie?
9. Wenn es möglich wäre, mit welcher Figur aus welchem Buch würdest Du gerne mal eine Tasse Tee trinken?
10. Wenn du mal niemanden sehen und hören willst, wohin ziehst du dich zurück?
11. Und zum Schluss: Stell Dir vor, du dürftest dich in einen Garten wünschen - wie würde er aussehen?


Das sind die Regeln des Liebster Blog Adwards:

Danke der Person, die dich für den Liebster Award nominiert hat und verlinke den Blog dieser Person in deinem Beitrag.
Beantworte die 11 Fragen, die dir der Blogger, der dich nominiert hat stellt.
Nominiere drei bis elf weitere Blogger für den Liebster Award.
Stelle eine neue Liste mit 11 Fragen für deine nominierten Blogger zusammen.
Schreibe diese Regeln in deinen Artikel zum Liebster Award, damit die Nominierten wissen, was sie tun müssen.
Informiere deine nominierten Blogger über die Nominierung und deinen Artikel.
Das Logo „Liebster Award“ kann aus meinem Artikel kopiert werden. 

Dienstag, 8. September 2015

Kann Yoga emotionale Dämme aufreißen?

Ich habe wieder mit Yoga angefangen. Ich möchte ja gerne etwas für mich tun. Und da es mit vor Jahren so gut gefallen hat, habe ich mich vor ein paar Wochen hingesetzt und mir verschiedene Angebote in unserem Umkreis angeschaut. Und ich bin auch gleich fündig geworden.

Schon die erste Stunde war sehr beeindruckend. Besser gesagt, ich hatte danach sehr beeindruckenden Muskelkater. Und fühlte mich nach der Stunde etwas high. So etwas dusselig, wie auf Watte. Diese Erfahrung habe ich nach meiner ersten Erfahrung mit Yoga auch gemacht. 

Doch die zweite Stunde... Nach für mich sehr intensiven Übungen, in denen mir ganz klar gezeigt wurde, dass ich mich mal überhaupt nicht mehr bewegen kann, kam es irgendwann zu einer Stellung, in der uns zusammen rollen konnten. Und da hat es mich überschwemmt. Mir liefen Tränen um Tränen um Tränen die Wangen herunter. Ich konnte gar nichts dagegen machen. Auch bei der Endentspannung (ganz wunderbar mit Klangschalen) lag ich dort unter meiner Decke, und am liebsten hätte ich herzzerreißend geschluchzt.

Es war jetzt nicht so, dass sich bei mir durch die Yogaübungen offensichtliche Blockaden gelöst haben, also körperliche. Naja, ...vielleicht doch und mir ist es gar nicht so bewusst. Aber vielleicht arbeitet es auf seelischer Ebene, vielleicht habe ich Blockaden in den Energiemeridianen. 

Auf jeden Fall hatte ich plötzlich wieder die Gefühle in mir, wie damals nach der Geburt. Warum kommt das in mir hoch, wenn ich in der Yogastunde bin?! Ich denke natürlich immer noch an die Geburt, aber es ist wirklich emotional blass geworden. Damals musste ich oft weinen um alles zu verarbeiten... und habe lange nicht mehr so gefühlt.

Habe ich meine ganzen Emotionen, die die Geburt meines kleinen Kobolds betreffen, vielleicht in meinen verkrampften Muskeln am unteren Rücken versteckt? Dort tut es mir besonders weh bei den Übungen. Ist vielleicht gar nicht so unwahrscheinlich. Ich konnte ja erst sechs Monate nach der Geburt überhaupt wieder sitzen, dadurch hat sich sicher einiges verkrampft und verkürzt... Und wenn sich da jetzt etwas löst, dann könnten auch verborgene Gefühle freigesetzt werden. Ich kenne dieses Phänomen auch vom Entgiften...

Hat jemand auch solche Erfahrungen gemacht? Wühlt euch Yoga emotional auf? Ist das normal?

Sonntag, 6. September 2015

Schattenarbeit, Kindergarten und... ich

Es ist wirklich schon September. Kann man das glauben? Ich kann jetzt schon sagen, dass es ein unglaublich anstrengendes Jahr für mich ist, dabei haben wir noch eine ganze Weile vor uns.

Wie ihr ja wisst, kämpfe ich immer noch mit meinen Schatten. Ich bin noch nicht wieder ganz die alte, fühle mich oft gelähmt, müde, erschöpft. Allerdings ist es mir gelungen in dieser dämmrigen Zeit die wilden und wunderbaren Farben dieser Welt nicht aus den Augen zu verlieren. Ich habe meine Einstellung etwas geändert und versuche einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Und so erledige ich eine Aufgabe nach der anderen. Fast schon spirituell gehe ich den Weg, langsam, Schritt für Schritt und es hilft mir. Ich habe sogar angefangen manche Dinge an mir einfach zu akzeptieren. Dinge, die ich nicht mag, die ich nicht kontrollieren kann. Ich versuche sie willkommen zu heißen und mit Ihnen zu arbeiten.

Und so habe ich festgestellt, ich wachse an der Arbeit mit meinen Schatten. Und ich versuche sie ins rechte Licht zu rücken. Und plötzlich kann ich erkennen, dass sie doch gar nicht so dunkel sind.

Vor ca. vier Wochen hat eine neue Zeit für den kleinen Kobold begonnen: die Kindergartenzeit. Er hat sich den ganzen Sommer so sehr darauf gefreut, denn die Kennenlerntage waren toll für ihn. Wir hatten auch einen ganz tollen Start, er wollte direkt bleiben und hat die Erzieherinnen seiner Gruppe ins Herz geschlossen. Doch dann gab es einen kleinen Zwischenfall zur Mittagsstunde, kurz bevor ich ihn abholen wollte. Er weinte als ich in die Gruppe kam. Später erzählte er mir, er hätte nach Mama gerufen und Mama wäre nicht da gewesen. In dem Moment als ich in die Gruppe kam, fing er an zu weinen. Ich denke zu diesem Zeitpunkt hat er das erste mal verstanden, dass ich nicht da war.

Und seitdem gehe ich mit ihm in den Kindergarten. Jeden Tag. Ich verbringe die gesamten vormittage im Kindergarten. Wir haben in meinen Augen schon sehr große Fortschritte gemacht, er hat einen Freund gefunden und freut sich mittlerweile wieder auf den Kindergarten. Ich sitze auch schon im Flur und nicht mehr in der Gruppe. Ich bin da und er kann sich die Zeit nehmen, die er braucht. Es ist erstaunlich, aber ich bin die einzige Mama, die da ist.

So bleibt natürlich auch jede Menge zu Hause liegen. Nicht nur der Haushalt, sondern auch Agenturarbeit und die Hofarbeiten. Ich versuche das irgendwie hin zu bekommen und darauf zu achten, dass es auch noch etwas Zeit für mich gibt. Ich habe zum Beispiel wieder mit Yoga begonnen und widme meine freie Zeit meinem Phythotherapie-Studium. Und zwar mit Hingabe, denn wenn ich mit Pflanzen arbeite, bin ich ganz bei mir, geerdet und in Harmonie. Und es heilt mich.

So hatte ich vor einer Woche wieder ein Ausbildungswochenende. Eine Einheit dauert immer zwei Tage von Freitag früh bis Samstag spät Nachmittag. Der Ausbildungsort ist nicht weit weg, von uns sind es ungefähr 15 Minuten. Es ist in einem ehemaligen Zisterzienserkloster und bietet auch Übernachtungsmöglichkeiten. Ich habe beim letzten Mal nicht dort übernachtet. Zu dieser Zeit habe ich noch abends gestillt und ich wollte nach dem Unterricht wieder zurück. Doch dieses mal habe ich mich dazu entschieden zu bleiben. Einfach mal raus aus dem Alltag. Zwei Tage lang nur mit Gleichgesinnten und Heilkräutern verbringen. Es war die erste Nacht für mich ohne den Kobold. Natürlich habe ich ihn und meinen Mann vermisst, aber die Zeit für mich tat mir gut.

Und so suche ich mir Oasen im Alltag. Wie aus einem Brunnen kann ich mich an ihnen erfrischen und stärken und neue Kraft schöpfen. Ich versuche es einfach und mal gelingt es mir mehr und mal weniger.

Donnerstag, 20. August 2015

Komm mit ins Gemüsebeet!

Heute nehme ich euch mal mit in unsere Gemüsebeete! Ein kleiner Rundgang.

Das Hühnergott-Beet
Unsere drei Hochbeete sind mein ganzer Stolz. Ich liebe sie. Ich bin jeden Tag auf der Wiese zum Wässern, zupfen, streicheln, meinen Pfanzen Liebe und Zuneigung geben, die bewundern, bei Ihnen zu sein und um zu ernten. Es ist ein wahres Füllhorn an Gemüse!

Im Hühnergott-Beet wachsten zur Zeit: Erdbeeren, purpurne Möhren, Kübisse, verschiedene rote und grüne Salate, Knollensellerie, Kapuzinerkresse und Vogelmiere. Das Hochbeet heißt so, weil an diesem Beet lauter Hühnergötter und Steine hängen.

Das erste Beet. Noch ohne Namen.



Im ersten Beet wächst: Grünkohl, Stangensellerie, Rote Beete, Rotkohl, Kürbisse, Chinakohl, Radieschen und Winterrettich. Wir haben hier schon große Mengen an Blumenkohl, Radieschen, Rettichen, Möhren und Salat geerntet. Leider hatten wir trotz Schutzbarriere eine Wühlmaus im Beet. Wir wissen nicht wie sie reingekommen ist, auf jeden Fall hat sie sich sehr wohl gefühlt und uns fleißig das Abernten der Möhren abgenommen. Aber genauso plötzlich und seltsam wie sie in das Beet kam, ist sie auch wieder verschwunden.

Das wilde Kräuterbeet
Und im hinteren Beet passieren eher die verrückten Sachen. Wir haben hier eine Kohlrabi, die ist riesig. Und die Kürbissranken drehen durch und wachsen in zwei Tagen einen halben Meter. Dill und Fenchel sind so zauberhaft, dass ich überzeugt bin, dass in ihnen Feen und Elfen aus und ein gehen. Und der Schnittlauch ist riesengroß. Und hier sprießen lauter tolle Sachen, die wir gar nicht gepflanzt haben. Ich habe schon mehrere Melissen umgesetzt, die anscheinend in der Erde geschlummert haben. Ansonsten wächst hier: Petersilie (und sie blüht!), Zitronenverbene (die ihren Weg bald auf das Hügelbeet finden wird), Zwiebeln, Lauch, Weißkohl, Eiszapfen, Kohlrabi, Schnittknoblauch, Salat, Ananas-Salbei, Oregano und Thymian.

Kapuzienerkresse, Hühnergötter und Kürbisranken
Es ist so wunderbar zwischen den Beeten zu wandeln und diese ganze Kraft von Mutter Erde zu spüren. Das saftige Grün, die ungezähmte Kraft und der Wille zu wachsen... man kann fast philosophisch werden, wenn man tief in der Erde wühlt.

Wirsing wie gemalt
Wir haben sogar immer noch ein paar Erdbeeren. Sie werden nach und nach reif und der Kobold darf sie dann naschen. Für ihn ist der Gang zum Möhrenteil im Beet eh fester Bestandteil des Tages. Schnell abgewaschen und dann verputzt. Er liebt es. Und ich erst! Nächstes Jahr bauen wir ihm klein kleines eigenes Beet. Da kann er selber etwas anpflanzen und gießen und ernten und pflegen und hegen.
 

So. Und das nächste mal zeige ich euch die Hügelbeete. Die sind noch im Aufbau und dort wachsen eher Kräuter, aber ich liebe sie genauso wie meine Hochbeete.



Montag, 10. August 2015

Abstillen

Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich würde niemals abstillen. Ich würde es einfach nie schaffen. Doch jetzt stille ich den Kobold nach 33 Monaten nicht mehr. Und ich sehe auf eine wunderbare eng-verbundene Zeit zurück. Natürlich voller Höhen und Tiefen. Aber durchweg gezeichnet von einer sehr tiefen Verbundenheit zwischen mir und dem kleinen Mann. Denn vor ca. 8 Wochen habe ich ihn das letzte Mal gestillt

Das erste Jahr und noch etwas länger habe ich ihn voll gestillt. Das einzige was seine Lippen in diesem Jahr außer Muttermilch passierte war ab und zu ein grüner Smoothie, Wasser und Papaya. Und das in so kleinen Mengen, dass man es nahezu vernachlässigen kann. Und trotz dem es so gute Sachen waren, die ich ihm als erstes zu probieren gegeben habe, hatte ich doch das Gefühl, ich würde ihn vergiften... verrückt, oder?

Im zweiten Jahr kam dann von Seiten meines Mannes immer mal wieder die Anmerkung, ich könnte doch so langsam weniger stillen. Und ich habe mich verraten gefühlt. Ich war in Panik. Wie konnte es denn sein, dass er so eine enge Mutter-Kind_Beziehung nicht versteht? Wie konnte ich unser Kind weniger stillen? Unmöglich. Und unfassbar, wie er es nur so sehen konnte. Weniger stillen? Niemals. Ach ja, verrückte Homone...


Der Prozess des Abstillens war für mich ein Weg, der über eineinhalb Jahre dauerte. Dazu muss man erwähnen, dass mein Kleiner für das Stillen gemacht zu sein schien. Direkt nach der Geburt hatte er einen solchen Zug drauf... wie kann so ein Würmchen so stark trinken? Wirklich erstaunlich. Und ich hatte das unfassbare Glück, dass ich immer mehr als genug Milch hatte. Selbst jetzt nach 8 Wochen ohne Stillen, habe ich noch Milch... Natürlich stillte ich ihn immer weniger. Das ist ja auch ganz normal, denn die Mäuse wollen ja schließlich auch das essen, was wir da so auf dem Teller haben. Aber es war für mich etwas anderes, wenn es so passiert, wenn es vom Kind ausgeht. Das war vollkommen in Ordnung so.

Und langsam schleichend kam es dann in diesem Jahr dazu, dass ich immer weniger gestillt habe. Unmerklich beinah, für mich und den Kobold. Irgendwann stellte ich fest, dass wir nur noch abends vor dem zu Bett gehen stillten. Ein festes Ritual, das so lange währte, wie sein Leben bisher andauerte. Also für ihn eine Ewigkeit lang, so war es schon immer und noch nie anders. Bemerkenswert, wenn man sich das einmal wirklich vorstellt...

Im letzten halben Jahr habe ich gemerkt, dass es für mich immer schwieriger wurde. Mein Kobold ist ein großer Junge. Viele halten ihn für vier, dabei ist er nicht mal drei. Er ist super fit, klettert seit er 1 1/2 ist Leitern rauf und runter, springt, hüpft und erzählt mittlerweile die tollsten Geschichten. Aber allein die Größe und damit die Kraft haben mir beim Stillen zu schaffen gemacht. Aber auch egoistische Gefühle, für die ich mich stark schämte, kamen in mir hoch. Aus welchen niederen egoistischen Gründen konnte ich es mir anmaßen, dass ich es ernsthaft in Erwägung gezogen habe, mein Baby abzustillen? Wenn er es doch noch brauchte? Wenn er mich doch noch so brauchte? Ich fühlte mich schlecht. Hin- und Hergerissen zwischen den Gefühlen als stillende Mutter und den Gefühlen mir selbst gegenüber. Denn plötzlich wollte ich meinen Körper wieder für mich allein. Ja, solch ein Gefühl hatte ich in mir...
Bis zu dieser Zeit ist der Kobold immer bei uns im Wohnzimmer eingeschlafen. Und wenn wir ins Bett gingen, haben wir ihn mit runter genommen (unser Schlafzimmer liegt im Keller) in unser Familienbett. Doch in dieser einen Woche im Juni war es so warm und wir beschlossen, einfach mit dem Zwerg nach unten in das kühle Schlafzimmer zu gehen, dort noch etwas zu spielen, dann stillen, dann schlafen. Soweit gedacht. Wir gingen runter, spielten, hörten eine Geschichte - und der Kobold schlief ein. Am Abend des nächsten Tages fragte er zu unserem Erstaunen, ob wir nicht wieder runter gehen wollten "Ein bisschen 'pielen!". Na klar :)! Also sind wir wieder zusammen ins Schlafzimmer, spielten ein wenig, hörten eine Geschichte und er schlief ein... Und damit war es passiert. Wir hatten abgestillt. Einfach so.

Wir veränderten einfach unser Abendritual und schon war es passiert. Es war für den Kleinen zum Schluss zur Gewohnheit geworden. Er brauchte es nicht mehr unbedingt. Ich merkte also, dass er nicht mehr die Milch brauchte, auch nicht mehr diese unmittelbare, grenzenlose Nähe die man beim Stillen erlebt... sondern einfach nur uns, nah bei sich, seine Hand auf meiner Brust und schon konnte er seelenruhig einschlafen.

Wie geht es uns jetzt mit dieser neuen Situation? Ihm geht es toll. Am Anfang hatte er ganz oft die Hand auf meiner Brust, ich glaube das war so eine Art Ersatzhandlung. Nach zwei oder drei Wochen kam er zu mir, kuschelte sich in meine Arme und meinte, dass wenn er wieder ein Baby sei, dann würde er wieder Milch trinken. Das war so süß... Mittlerweile hat er seine Hände nicht mehr so oft auf meiner Brust, aber gerne wenn er einschläft oder kuschelig ist. Aber trinken ist für ihn kein Thema mehr.

Und mir? Ich habe seit dem zu Kämpfen. Mir geht es nicht so gut. Eine Woche nach dem Abstillen hatte ich Symptome wie bei einer Grippe. Ich bin unausgeglichen, sogar launisch und das ist gar nicht mein Stil. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich eine Traurigkeit in mir fühle und gedankenverloren dasitze. Ich weiß nicht, ob es mit dem Abstillen zusammenhängt, aber da es alles zu dieser Zeit anfing, könnte es daran liegen. Ich bekomme auch nicht so viel geregelt, ich fühle mich lethargisch. Kleinste Dinge regen mich total auf und manchmal bin ich  mit dem Kobold überfordert und werde dann ungerecht. Ich mag das alles nicht an mir. Ich mag es wirklich nicht. Aber das Abstillen ist nun schon gut acht Wochen her. Ich glaube meine Hormone versuchen sich ein zu pendeln und haben da ab und zu nicht so großen Erfolg. Ich hoffe, dass es bald besser wird, denn es schlaucht und macht mich fertig. Ich habe über Wochenbettdepressionen gelesen und erfahren, dass sie sich auch einstellen können, wenn man abstillt. Aufgrund des abfallenden Hormonspiegels kann es zu diesen Verstimmungen kommen. Allerdings war es bei mir ja kein schnelles Abstillen, sondern ein seeeeehr langsames... Und so weiß ich einfach nicht, ob es am Abstillen liegt, ich gerade einfach nicht gut drauf bin oder ob ich einfach erschöpft bin. Vielleicht alles zusammen.

Ich habe das Stillen geliebt. Ich habe diese Nähe sehr geliebt, mein kleines Kind im Arm, zu spüren wie er sich beruhigt und es liebt, bei mir zu sein. Und jetzt haben wir einen großen Schritt gemacht. Ich lasse meinen Zwerg ein Stückweit los. Und er wird groß.

Seufz. Loslassen ist gar nicht so einfach.


Sonntag, 2. August 2015

Lammas und Korngeister

Gestern war Lammas, oder auch Lughnasad. Und somit beginnen wir das erste der drei Erntedankfeste. Es ist warm draußen und seit einer gefühlten Ewigkeit mähen die Bauern um uns herum ihre Felder wieder zur richtigen Zeit. Für mich ist die richtige Zeit immer der heiße, warme August.

Mir kam es bisher immer so vor, als könnte ich mit manchen der alten Tage mehr anfangen und mit manchen weniger. Das ist glaube ich ganz normal. Lammas gehörte irgendwie immer zu den Tagen, mit denen ich mich nicht richtig verbinden konnte. Und dieses Jahr ist mir eins klar geworden: so wie ich Yul und die Rauhnächte körperlich spüren kann, so kann ich das auch mit Lammas. Und dieses jahrelange Umherschwänzeln um diesen Tag, den ich nicht richtig fassen konnte, liegt daran, dass ich dieses Zeitraum nicht an einem Datum festmachen kann. Lammas ist und war fast schon immer eines der wichtigsten Feste für mich, bzw. eines der mir bewusstesten Zeiträume im Jahr.

Lammas beginnt für mich mit dem rot werden der Vogelbeeren, mit dem Nachlassen der grünen Farbe der Bäume und des Grases, mit trockener, nach Stroh und Getreide riechender Luft, mit dem Rascheln des Korns, Stoppelfeldern und den letzten Erdbeeren und Johannisbeeren. Und das ist jedes Jahr zu einer etwas anderen Zeit. So langsam begreife ich wirklich, dass die meisten der alten Tage keine festen Daten haben, sondern als Zeiträume wahrgenommen werden. So wie es schon immer war. So wie es für mich schon immer war, ich es aber nie wirklich begriffen habe. Und ich klammerte mich irgendwie an den 1. August und fragte ich dann, was es ist, was mir fehlt.


Dabei fehlt mir nichts. Es ist alles da. Ich spüre den warmen Wind auf der Haut, höre das Flüstern der Fruchtbarkeit im Kornfeld, rieche mein Stroh, erlebe die Fülle des Augenblicks und bin dankbar, dankbar, dankbar. Dankbar für solche Momente, die mir zeigen, was mir wichtig ist. Momente in denen ich in Bruchteilen von Sekunden wieder in meiner Kindheit bin, meinem Großvater und später meinem Vater in einem Korb Wasser und etwas zu essen auf das Feld bringe, dass gerade abgemäht wird. Trockene und staubige Luft, ganz leicht fahl werdendes Grün, Familienzusammenhalt und spielen im Kornwagen... Oh ihr guten Götter, ich kann das Korn riechen, wenn ich darüber schreibe.

All dieses kam gestern in mir hoch. Und Auslöser war etwas, was  ich als Kind oft gesehen habe, aber jetzt fast 25 Jahre nicht mehr: einen Korngeist. Eine kleine Windhose von ca. 15 bis 20 Metern Höhe, die auf einem Feld oder Feldweg als wirbelnder Wind anfängt, Staub aufnimmt und dann größer wird, den Staub mit sich trägt und aussieht wie ein kleiner Tornado. Das Schauspiel dauert vielleicht eine Minute, dann ist der Geist wieder verschwunden und hat sich aufgelöst. Zurück bleibt nur trockener Staub und Verzückung in mir...

Natürlich konnte ich kein Foto machen, die Kamera lag auf dem Rücksitz. Aber ich konnte den Korngeist meinem Mann und meinem Kobold zeigen, was mich wahnsinnig glücklich macht. Mein Mann hatte so etwas noch nie gesehen.

Und so versöhnt mich trockener warmer, auf der Haut klebender Staub mit Lughnasad. Schöner geht es kaum.

♥ 


Korngeist ist übrigens mein persönlicher Name für dieses kleine Windphänomen. Nicht offizielles. Und nicht der alte Korndämon, der Kinder vom betreten des Feldes abhalten sollte. Doch wenn ich es mir recht überlege...

Sonntag, 19. Juli 2015

Wilder Pfeffer

Ende letzter Woche hat es hier alle erwischt: Sommererkältung. Uhh, das braucht niemand. Nach Zeiten großer Anstrengungen, wenn man dem Körper keine Pausen gönnt, folgt es meistens prompt. Der Körper nimmt sich seine Auszeit. Und so steckte sich zuerst der Kobold bei seinem Freund an, dann kam mein Mann dran und zum Schluss ich. Mit Fieber, Übergeben, Schüttelfrost, Husten und Triefnase lag ich um. Sehr ätzend...

Jetzt geht es uns so langsam wieder besser. Kurz vor dem wirklichen Ausbruch sind wir ein bisschen auf dem Hof rumgewandert und haben die Knoblauchrauke besucht. Und so sind wir hinter die Scheune gegangen und mal zu schauen, was uns da erwartet. 

Vor ein paar Wochen sah die Rauke noch ganz anders aus. Komplett grün. Auch die Schoten waren grün. Geerntet, geschnitten und getrocknet ergeben sie einen tollen grünen Pfeffer. Sehr fruchtig schmeckt er. Aber auch schwarzen Pfeffer kann man wunderbar aus ihm zaubern.

Wie ich bei meinen letzten Spaziergängen schon gesehen habe, verfärbt sie sich langsam durch und durch lila. Das sieht sehr schön aus. Und manche der Stängel sind auch schon vertrocknet. Ich habe mir von den vertrockneten ein paar mitgenommen um die Samen zu ernten. Diese Samen geben einen vorzüglichen Wildpfeffer. Es ist ein bisschen Arbeit, aber man kann dabei gut abschalten. So habe ich mir ungefähr 10 Stängel mitgenommen und nachdem wir noch eine Weile auf dem Schotterweg hinter dem Wäldchen gespielt hatten, sind wir zurück auf den Hof. Der Zwerg hat weiter mit seinem Trecker gespielt und ich habe mich den Samenschoten gewidmet. 

Man kann jede einzelne Schote öffnen in dem man die Deckblätter einfach gegeneinander reibt, dann lösen sie sich und darunter sitzen die Samen, wie man es von Bohnen oder Erbsen kennt. Sie lassen sich ganz leicht lösen und in einer Schale auffangen. Natürlich ist es sehr mühsam jede einzelne Schote zu öffnen, allerdings bin ich ja ein Fan von solchen arbeiten. Mir ging es nur leider nicht so gut und ich merkte, dass meine Erkältung so langsam schlimmer wurde und sich Gliederschmerzen breit machten. Deswegen habe ich eine schnellere Variante gewählt um die Samen zu ernten. 

Dazu habe ich die trockenen Stängel unter dem Samenansatz also unter der letzten Schote, abgetrennt und den oberen Teil der Stängel, also den Teil mit den Schoten, in einen Jutesack gesteckt (geht natürlich auch in einer Plastiktüte). Dann habe ich den Sack geschlossen und kräftig zusammengedrückt, geschüttelt und immer wieder mit den Händen bearbeitet. So öffnen sich die Schoten und alle Samen fallen auf den Boden des Säckleins. Schnell nachgeschaut, ob sich nahezu alle Schoten geöffnet haben und dann kann das trockene Gestrüpp entfernt werden. Zurück bleiben auf dem Boden des Säckleins die Deckblätter der Schoten und die Samen. Die trockenen Deckblätter kann man jetzt gut abnehmen und die Samen in eine Schüssel geben. Jetzt muss man nur noch die verbliebenen, trockenen Pflanzenreste entfernen (das geht am Besten durch wiederholtes Drüberpusten) und schon hat man feine, wilde Pfefferkörner.

Es sieht schön aus, wenn man dann die Pfefferkörner so vor sich sieht. Viele kleine schwarze, leicht geschwungene Samenkörner. Man kann sie nun in einer Pfeffermühle geben und wie normaler Pfeffer benutzen. Tomaten schmecken sehr lecker, wenn man sie mit etwas Salz und diesem wilden Pfeffer bestreut.



Donnerstag, 9. Juli 2015

Regentänze und Sturmschäden

Ich bin ja ein totales Gewitter- und Sturmkind und liebe windumtoste Nächte, in denen der Sturm um das Haus heult und Windgeister den Kamin hinunter jaulen. Vor ein paar Tagen trieb ein Gewitter heftigen Sommeregen vor sich her. Es war 35 Grad draußen und wir hatten Besuch von meiner Freundin und ihrem kleinen Sohn. So haben wir uns kurz entschlossen die Zwerge gepackt und haben mit den Kleinen barfuß im Regen getanzt. Erst waren die Kids etwas irritiert (meiner ja nicht so, der kennt ja seine verrückte Mama ;), aber dann waren die zwei voll dabei. Nackt auf dem Trampeltrecker und barfuß in sonnenwarme Pfützen springen! Was ein Spaß! Es war super schön. 

Vorgestern hat sich der Sommer dann doch zu einer kleinen Pause entschlossen und hat bei uns sein Atemholen mit Donnergrollen, Blitzgewitter und Sturm eingeläutet. Und ich muss sagen, er hat ziemlich kräftig ausgeatmet, denn bei uns ist einiges zu Schaden gekommen. Unser feiner Kirschbaum, den vor ein paar Jahren schon ein Sturm gespalten hat, ist weiter zerbrochen. Ein großer Ast ist abgeknickt mit all seiner Kirschenpracht. 

Aber ein Blick auf das zerborstene Holz hat uns bestätigt, was wir schon lange vermutet hatten. Das Holz ist unrettbar morsch. Und zwar schon so sehr, dass sich im Stamm schon die feinste zersetzte Erde befindet. Ich glaube über kurz oder lang werden wir uns mit dem Gedanken befassen müssen, dass der Kirschbaum uns bald ganz verlassen wird. Es sind die köstlichsten Kirschen, die man sich vorstellen kann. Auberginenfarben, prall und groß, einfach köstlich. Ich hoffe mir gelingt es einen neuen Baum aus seinen Kirschkernen zu ziehen. 

Einen weiteren Baum hat es im hinteren Bereich der Weide gespalten, aber das ist nicht weiter tragisch. An der Straße, die hinter der Weide entlang führt sah es dann aber ganz anders aus. Hier hat es eine gesunde Buche zerrissen. Der Stamm ist richtig gesplittert, und gerade das zeigt wirklich die wilde Wut des Sturms, der hier getobt hat. Einfach umgeknickt, ich bin da immer noch sprachlos und ein Schauer läuft mir den Rücken runter. 


Ich bin froh, dass nichts weiter passiert ist. Durch den Westwind hatten wir Glück und der Baum ist direkt auf unser Feld gefallen und nicht auf die Straße. Was für eine Kraft. 

Der Hof und unser Garten sieht dementsprechend etwas zerzaust aus. Es sind viele kleinere Äste von 1-2 m runtergekommen und auch viele Zweige und Blätter. Wenn das Wetter wieder ruhiger ist , denn hier bläst schon wieder ein kräftiger Wind, und es weniger regnet werden wir uns an die Aufräumarbeiten machen. Die ganze Weide voll von Pappelstöcken und -ästen, überall liegt Laub herum und viele Kräuter und Stauden sind umgeknickt.

Da hat der wilde Wind eine rauschende Wetterballnacht gefeiert und es im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich krachen lassen! Ich hoffe bei euch ist auch alles glatt gelaufen und es geht allen gut. 

Und trotzdem liebe ich den Sturm. 




Donnerstag, 2. Juli 2015

Zen im Garten

Was für ein Wetter! Sollte es tatsächlich wahr sein, wir haben doch noch Sommer? Hach, genial, oder? Und wie nett von den Wettergötter uns gleich für all die kalten Tage so geballt zu entschädigen. Klar nehmen wir die knapp 40 Grad...

Wir sind so oft es geht draußen und genießen dieses wunderbare Wetter. Für den Kobold haben wir im Wäldchen am Hof begonnen eine kleine Spielwelt im Schatten aufzubauen. Da gibt es bisher einen Parcours durch den er mit seinem Laufrad flitzen kann und auf der anderen Seite richte ich zur Zeit ein so etwas wie eine kleine Höhle ein, mit Tischlein und Stühlchen. 


Lange war es wieder still hier. Wir haben hier eine ziemlich turbulente Zeit hinter uns. Große Projekte, die uns sehr in Anspruch genommen haben, viel Gartenarbeit, ich stille den Kobold seit nun mehr drei Wochen nicht mehr (dazu aber in einem separaten Post mehr), fiese Erkältung vom Kleinen und nach der Genesung landeten wir mit ihm ganz plötzlich erst in der Notaufnahme und dann per Krankenwagen in der Kinderklinik :(... Er hatte so starke Bauchschmerzen, dass er nur noch geschrien hat, es war furchtbar. Sie gingen dann aber genauso schnell wie sie gekommen waren und wir sind quasi ohne Diagnose wieder zu Hause. Das hat in den ersten Tagen stark an meinen Nerven gezerrt, weil ich regelrecht Panik hatte, dass es wieder kommt. Jetzt ist alles gut und es geht ihm prima.

Und so bin ich einfach nicht dazu gekommen zu schreiben. Ich war total eingenommen von allem. Was für eine turbulente Mitsommerzeit.

Die Beete beschenken uns im Moment mit viel Gemüse und frische Beeren wachsen gleich daneben.
Aber jetzt wird alles hoffentlich wieder ruhiger. Ich bin felsenfest davon überzeugt, denn ansonsten würde ich gar nicht die innerliche Muse finden, hier zu schreiben. Ich bin so froh, dass wir unsere kleine Oase hier im Garten haben, das gibt mir unheimlich viel Kraft.

Und deswegen nehme ich euch jetzt einfach mal mit in meinen Garten, in meinen Ort der Kraft und Ruhe.

Überall im Garten wachsen unendlich filigrane und zauberhafte Gräser. Eigentlich wartet man nur darauf, dass sich eine Elfe darauf niederlässt, die Blüten und Knospen küßt und einen feinen Spinnenwebmitsommerzauber wirkt... Traumhafte Gräserlandschaften, ich liebe sie.

Auf der anderen Seite im Garten wird zur Zeit an den Terrassen gearbeitet. Wir haben also Baustellen im Garten, aber das ist ja eigentlich nichts neues. Hier auf dem Hof haben wir irgendwie immer irgendwo eine Baustelle. Aber dafür gibt es immer noch Ecken, die wir genießen können...

Traumhafte Mohnblüten haben wir dieses Jahr. Ein ganzes Meer von Farbe leuchtet mit entgegen, wenn ich morgens den Gartenpfad entlang gehe...
 
Solche Oasen sind wichtig. Es muss nicht immer der eigene Garten sein, oft ist dies ja gar nicht möglich. Und eins darf man nicht vergessen, es ist viel Arbeit. Noch vor ein paar Jahren war mit das alles irgendwie zu viel. Jetzt haben ich zwar eigentlich viel mehr Programm, aber dennoch schaffe ich auch mehr. 


Ich habe meine innere Einstellung dazu geändert. Es ist eine Art Zen glaube ich. Wenn man im Garten arbeitet, Beikräuter entfernt, hackt, neue Steine setzt, gießt, neue Saat ansetzt und all diese ganzen Gartensachen macht - kann man darin versinken. Lernen, dass der Weg das Ziel ist. In tiefer Meditation die Beete pflegen, sich mit der Erdmutter verbinden. Die Erde an den Händen spüren, zu merken, wie gut es tut klares, kaltes, frisches Wasser zu trinken durch unzählige kleine Wurzelfasern. Tief im Boden verwurzelt zu sein und dennoch nach oben zu strömen, sich zu öffnen. Und sich mit den ersten Sonnenstrahlen der Sonne entgegen zu recken und ihr das schönste Blütengesicht zu schenken, wenn die Knospen aufgehen.

Es tut mir gut. Es heilt mich. Er bringt mich zu mir selbst wenn ich tiefe Verbundenheit mit der Erde spüre. Ich bin mir meines Glücks bewusst und wirklich dankbar dafür.

Gibt es in eurem Leben auch sollte kleinen Zauberwelten, in die ihr euch vertiefen könnt, um Kraft zu schöpfen? Vielleicht ein Baum im Park, oder eine Apfelbaumwiese vor der Stadt? Oder ein kleiner persönlicher Tempel auf dem Balkon?

Donnerstag, 4. Juni 2015

Summertime mit Erdbeer-Kokos-Eis

Es ist Erdbeerzeit! Und dem Hochbeet sei Dank, ich kann auch schon direkt aus dem Garten ernten! Ich finde es wunderbar ♥! Und sie schmecken so saftig und süß... hach. Da komme ich direkt ins Schwärmen.

Ich glaube jeder von uns hat schöne, zarte Kindheitserinnerungen, und auch als Erwachsene können wir uns diesen verführerischen Früchtchen nicht entziehen. Sie sind einfach zu köstlich. Und dazu auch noch gesund. Erdbeeren erfreuen uns mit viel Folsäure (gerade für schwangere Frauen wichtig), ihrem hohen Gehalt an Vitamin C und bringen außerdem noch Eisen, Kalium, Kalzium, Kupfer und Zink mit. Die in ihnen enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe beugen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Die nächsten Tage sollen sommerlich warm werden und so gibt es heute ein Eisrezept. Die Kombination von Erdbeeren und Kokos schmeckt nach Sommer und Seele baumeln lassen in der Hängematte... Mhmmmm...

Für dieses Rezept gibt es zwei Zubereitungsmöglichkeiten. In der ersten werden die Aromen der Erdbeeren und Kokosflocken durch reduzieren bzw. rösten intensiviert. In der rohköstlichen Variante bleibt der Geschmack unverändert natürlich.

Zutaten für 8-10 Stück
30 g Kokosflocken
500 g Erdbeeren
2,5 EL Apfelsüße (bzw. Süße der Wahl)
Saft von ½ Limone
400 ml Kokosmilch (Dose oder selbstgemacht, siehe unten bei #2)  
Eisform
evtl. Holzstiele

Zubereitung #1
Die Kokosflocken in einer Pfanne ohne Fett rösten. In eine Schüssel geben und abkühlen lassen. Die Erdbeeren waschen und den Stilansatz entfernen. In einen kleinen Topf geben und mit eineinhalb Esslöffeln Apfelsüße bei mittlerer Hitze unter Rühren fünf bis zehn Minuten köcheln lassen. Vom Saft der Limone zwei Teelöffel Saft abnehmen und aufheben, den Rest mit den Erdbeeren fein pürieren. Zur Seite stellen und abkühlen lassen. Die Kokosmilch mit den gerösteten Kokosflocken, einem Esslöffel Apfelsüße und den aufgehobenen 2 Teelöffeln Limonensaft ebenfalls pürieren. Das Erdbeerpüree und das Kokospüree abwechselnd in Eisformen geben (evtl. mit Holzstielen versehen) und mindestens fünf bis sechs Stunden gefrieren lassen. 

Zubereitung #2
Für eine rohe Kokosmilch püriert ihr das Fruchtfleisch einer reifen Kokosnuss mit etwas Wasser, so dass eine cremige Konsistenz entsteht. Oder mixt vorher eingeweichte Kokosflocken mit Wasser glatt.  Einen EL Apfelsüße (oder Süße der Wahl), die Kokosflocken und 1 TL Limonensaft dazu geben und gut vermengen. Nun die Erdbeeren waschen (bei Bioerdbeeren darf der Stilansatz ruhig dran bleiben), mit der Apfelsüße bzw. der Süße der Wahl und dem Rest Limonensaft pürieren. Das Erdbeerpüree und das Kokospüree abwechselnd in Eisformen geben (evtl. mit Holzstielen versehen) und mindestens fünf bis sechs Stunden gefrieren lassen.  

Ich wünsche Euch viel Sonne auf der Nase! Ich werde mich jetzt den Hoch- und Hügelbeeten widmen. Unser neuer Gartenplatz ist so wunderschön geworden, ich liebe es einfach dort. Bald gibt es Fotos!

♥♥♥

Montag, 1. Juni 2015

Erdkammersirup - Das Gold in der Erde

Spitzwegerich, als mein neuer Freund, ist nun also Teil meiner Heilkräuterküche. Er hat beeindruckende heilende Eigenschaften. Äußerlich angewendet als Weg- und Wiesenpflaster, stillt und desinfiziert er hilfsbereit so manche kleine Wunde und bringt Linderung bei wundgelaufenen Füßen und Blasen (der verwandte Breitwegerich leistet hier genauso tolle Dienste). Innerlich zu sich genommen, besitzt er starke lungenwirksame Eigenschaften und stärkt unser Immunsystem vortrefflich. Man kann ihn zum Beispiel als Tee aufgießen (1 TL frisches/getrocknetes Kraut mit heißem Wasser übergießen, 5-7 Minuten bedeckt ziehen lassen, dann schlückchenweise trinken) oder einen Kaltauszug oder eine Tinktur ansetzen. Hierbei sollte man bedenken, dass das frische Kraut beim Spitzwegerich immer wirksamer ist, als das getrocknete.

Der Kaltauszug zieht die im Spitzwegerich vorhandenen Schleimstoffe heraus, die sich lindernd und sanft auf gereizte Schleimhäute legen und so gut bei Reizhusten einzusetzen ist. Außerdem hat er im frischen Zustand die Eigenschaft, dass er die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt. Dafür brauchen wir also frische Blätter. Und leider, leider befällt uns der ungeliebte Husten oder eine fiese Erkältung gerne in der kälteren Jahreszeit. Allerdings wächst das feine Lungenkraut dann gar nicht mehr.

Und so habe ich also Erdkammersirup angesetzt. Hier bei werden mit Hilfe von Honig oder Zucker (auch Birkenzucker) die Inhaltsstoffe bei gleichbleibender Temperatur über ca. 3 Monate ausgezogen und können dann wunderbar im Herbst und Winter zur Erkältungszeit eingenommen werden.
Ich habe dieses Jahr drei verschiedene Erdkammersirupe angesetzt. Die Pflanzen, die ich verwendet habe, unterstützen sich gegenseitig in ihrer Wirkung.

Für den ersten Sirup habe ich Honig mit Spitzwegerich versetzt. In den zweiten Sirup sind Maiwipfel/Fichtenspitzen und Birkezucker gekommen und beim Dritten wählte ich die Kombination Honig/Birkenzucker mit Spitzwegerich, Fichtenspitzen und Thymian. Gerade den letzten Ansatz finde ich vom Gedanken her sehr mächtig und ich erwarte Großes von ihm.

Warum habe ich diese Inhaltsstoffe gewählt? Spitzwegerich habe ich in seiner Wirkung oben schon beschrieben. Fichtenspitzen sind ebenso wunderbare Hustenmittel und wirken schleimlösend und bakterienabtötend und somit gegen Entzündungen der Atemwege. Thymian gilt als natürliches Antibiotikum und ist mit seinen antibakteriellen, antibiotischen und schleimlösende Eigenschaften wunderbar als Erkältungsmittel geeignet. Birkenzucker (hier habe ich schon einmal über die Eigenschaften des Birkenzuckers geschrieben) wirkt ebenso antibakteriell und ist viel gesünder als normaler Haushaltszucker. Und die heilenden, gesundheitsfördernden Eigenschaften des Honigs sind den meisten wahrscheinlich bekannt, er wirkt ebenfalls antibakteriell und kann es teilweise sogar mit Bakterien aufnehmen, die Antibiotika resistent sind.

Ich habe lange überlegt, ob ich den Sirup wirklich mit Honig ansetzen soll. Traditionell macht man diesen Sirup eben mit Honig... Aber mein kleines veganes Herz ist da zerrissen. Meine Kräuterfrau meinte schließlich, ich soll mal in mich gehen und horchen. Mein Mann wollte gerne den Sirup mit Honig. Und so bin ich letztendlich los und habe mir vom Bioimker der Region Honig geholt. Die machen das so fein mit ihren Tieren, da hat sich mein Herz dann wohlwollender gestimmt. Jetzt probiere ich es aus, aber ich denke, der Birkenzucker wird sich sicher auch wunderbar dazu eignen.

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Erdkammersirup Nr. 1: Spitzwegerich-Sirup


Zutaten
ein dickes Bündel junge, frische Spitzwegerichblätter
Honig zum Auffüllen

Zubereitung
Ein großes Schraubglas sauber auswaschen. Die Spitzwegerichblätter klein schneiden und abwechselnd mit dem Honig in das Glas schichten. Jede Blattschicht wird mit Honig ca. 1 cm dick übergossen, dann die nächste Blattschicht, wieder Honig, usw. bis das Glas gefüllt ist. Fest verschließen und in einer Erdkammer ca. 3 Monate reifen lassen. Danach ausgraben, durch ein feinmaschiges Sieb abseihen, den Sirup auffangen und in einer dunklen Flasche im kühlen Keller aufbewahren.



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Erdkammersirup Nr. 2: Maiwipfel-Sirup


Zutaten
junge, frische Fichten- oder Tannenspitzen, auch Maiwipfel genannt
Birkenzucker zum Auffüllen

Zubereitung
Ein großes Schraubglas sauber auswaschen. Die Fichtenspitzen grob klein schneiden und abwechselnd mit dem Birkenzucker dicht in das Glas schichten. Jede Nadelschicht wird mit dem Birkenzucker ca. 1 cm dick bedeckt, dann die nächste Nadelschicht, wieder Birkenzucker, usw. bis das Glas gefüllt ist. Fest verschließen und in einer Erdkammer ca. 3 Monate reifen lassen. Danach ausgraben, durch ein feinmaschiges Sieb abseihen, den Sirup auffangen und in einer dunklen Flasche im kühlen Keller aufbewahren.



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Erdkammersirup Nr. 3: Spitzwegerich-Fichtenspitzen-Thymian


Zutaten
ein dickes Bündel junge, frische Spitzwegerichblätter
junge, frische Fichten- oder Tannenspitzen, auch Maiwipfel genannt
eine Hand voll Thymian oder Quendel
Birkenzucker und Honig zum Auffüllen


Zubereitung
Ein großes Schraubglas sauber auswaschen. Die Spitzwegerichblätter klein schneiden und die Fichtenspitzen grob zerkleinern. Die Spitzwegerichblätter in das Glas geben, verdichten und mit Honig ca. 1 cm dick übergießen. Nun die zerkleinerten Fichtenspitzen in das Glas geben und mit Birkenzucker ca, 1 cm dick bestreuen. Abschließend den Thymian in das Glas geben und mit Honig und Birkenzucker bedeckten. Das Glas fest verschließen und in einer Erdkammer ca. 3 Monate reifen lassen. Danach ausgraben, durch ein feinmaschiges Sieb abseihen, den Sirup auffangen und in einer dunklen Flasche im kühlen Keller aufbewahren.



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Herstellung einer Erdkammer


Was wird benötigt?
eine ungestörter Platz im Garten an dem gegraben werden kann
Spaten
Holzbrett/flaches Holzstück
optional ein Plastiktütchen
Stab und Schild zum Markieren der Stelle
etwas Zeit


An einer ungestörten Stelle im Garten ein ca. 50 - 60 cm tiefes Loch mit dem Spaten ausheben. Der Durchmesser richtet sich nach der Menge der Gläser, die ihr in eurer Kammer reifen lassen möchtet. Meine Erdkammer für drei Gläser hatte ca. 40 x 40 cm. Nun kommen die fest verschraubten Gläser in das Erdloch. Wenn ihr möchtet, könnt ihr eure Gläser in eine Plastiktüte packen, dann sind die Gläser nach dem Ausgraben nicht so sehr verschmutzt. Das müsst ihr aber nicht machen (ich habe das auf den Fotos mal angedeutet). Die Gläser nun bis zum Rand mit Erde bedecken. Auf die Gläser legt ihr jetzt das Brettchen. Es dient zum Schutz, damit die Gläser nicht zerstört werden, wenn die Kammer ausgehoben wird. Ein beherzter Spatenstich an der falschen Stelle und das Glas zerbricht und der ganze, feine Sirup zerrinnt und versickert in der Erde. Die Heinzel werden sich freuen, aber wir wollten den Sirup ja eigentlich selber benutzen. Also Holtbrettchen drauf und das restliche Loch wieder zu schaufeln. Nun wird die Stelle mit dem Schildchen oder mit beschrifteten Tonscherben gut markiert, damit man die Stelle nach drei Monaten auch wieder findet.

Wer zusätzlich mit den Kräften des Mondes arbeiten möchte, wählt abnehmenden Mond zum Eingraben des Sirups und zunehmenden Mond zum Heben.
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Denkt daran, dass ihr in einer guten, gelösten Stimmung sein solltet, wenn ihr die die Erdkammer aushebt. Die Kammer sollte nicht mit Sorgen, Zorn oder Wut aufgeladen werden, was dann unweigerlich passieren würde. Stellt euch vor, ihr seid sauer und angefressen, weil ihr euch über euren Chef aufregt, der euch ungerecht behandelt hat. Ihr hebt eure Kammer aus, während ihr die ganze Zeit grummelt und wütend darüber nachsinnt. Ihr packt den Sirup hinein und irgendwie schlüpft jede Menge Ärger auch mit hinein. Dann buddelt ihr alles wieder zu. 3 Monate später kommt ihr zurück und wollt eure Kammer ausheben. Sofort erinnert ihr euch, wie schwer es war dieses Loch aus zu heben und wie sauer ihr zu diesem Zeitpunkt auf euren Chef vor drei Monaten gewesen seid. Ihr kommt also wieder mit den miesen Gedanken und Gefühlen von damals in Kontakt. Und das wollen wir nicht. Wahrscheinlich würde der Sirup dann auch nicht so heilkräftig werden. Wenn man also angespannt oder verstimmt ist, sollte man die Kammer nicht ausheben, sondern warten.

Es hat etwas altes, fast schon rituelles an sich, wenn wir den Sirup der Erde übergeben. So etwas macht man nicht jeden Tag. Der Sirup wird nun ca. drei Montate in der Erde ruhen und reifen und heilende Erdkräfte in sich aufnehmen. Neugierige Heinzelmännchen werden vorbeischauen um zu schauen, was wir der Erde da übergeben haben und wenn wir Glück haben zum Gelingen unseres Vorhabens beitragen ;). 

Ich bin schon sehr gespannt, was mich in drei Monaten erwarten wird! 

Und ihr? Habt ihr auch schon mal einen Erdkammersirup angesetzt oder plötzlich Lust bekommen?

Hier gibts noch was zum Nachlesen:
http://www.fid-gesundheitswissen.de/pflanzenheilkunde/spitzwegerich/
http://heilkraeuter.de/lexikon/spitzweg.htm

Dienstag, 26. Mai 2015

Ein Meer für den König der Wege - Teil 2

Am nächsten Tag ging es also wieder zum König der Wege. Es war fein warm draußen, ich schnappte mir Hund, Kind, Laufrad, Kamera, Proviant und Sammelkörbchen und los ging es. Der Kobold fuhr fein mit seinem Laufrad den Diemelradweg entlang. Hach, er ist schon so groß geworden... Gestern lag er noch im Stubenwagen und heute muss ich ihm schimpfend hinter her rennen, weil er mir mit seinem kleinen Rad davon düst!

Wir gingen den kleinen Hügel empor, unter einer Brücke entlang... und da war sie wieder. Die alte Weide. Genauso knorzig und windumtost wie am Tag zuvor. Es ist schon faszinierend, wie viele Geräusche so ein alter Baum machen kann. Nicht nur das Rauschen der Blätter im Wind, auch quietschen die dicken Äste. Solche Laute erwartet man ja gar nicht von solch majestätischen Bäumen. Sondern eher von schlecht geölten Türen. Der Kobold fand es auch sehr spannend, diesen alten Baum zu erkunden. Das nächste mal darf er in den Baum hineinschauen.

Und nun lag vor mir die Spitzwegerichwiese. Ich erklärte meinem Kleinen, dass wir die Pflanzen erst um Erlaubnis bitten, bevor wir uns ein paar Blättchen pflücken. Gesagt, getan. Und es fühlte sich einfach gut an, uns kam eine Woge wohlwollender Zustimmung entgegen. Der Zwergi war auch der Meinung ;). Und so lagen wir also mitten in der Wiese, zwischen tausenden von Spitzwegerichblättern und ließen uns einfach vom Gefühl leiten, welche Blätter wir mitnehmen sollten.

Während ich die Blätter in mein Körbchen legte, wurde der Kobold von den Blütenkölbchen angezogen und pflückte wie begeistert. Er steckte sich die Köpfchen in die Taschen und irgendwann brachte er sie zu mir. Wir untersuchten die Köpfchen und zerrieben einige in unseren Händen. Dabei vielen mir die weißen, winzigen Samen in den Schoß. Und plötzlich war es um ihn geschehen. Er war ganz aufgeregt und meinte "Hab' die Büten so gern! So kuschelig!" und er nahm alle Köpfchen, die er noch hatte, legte sie mir in den Schoß und kuschelte sich drauf. Awwwwwww..., ich war so voller Liebe und so überrascht... da kuschelte mein Sohn doch tatsächlich mit dem Spitzwegerich! Und er war total glücklich, stand auf, nahm mich in den Arm und gab mir lauter Küsschen! Dann wieder zurück auf den Blütenschoß und weiter schnurren. ♥.

Irgendwann konnte er sich wieder lösen und stromerte weiter durch die Wiese. Und ich pflückte mein Körbchen voll und machte mich daran, auch ein paar noch nicht aufgesprungene Blütenkolben zu pflücken. Demnächst wollen Hustensirup, Wildspargel, Tee und Tinkturen in meiner Kräuterhexenküche gebraut werden.

Wie wunderschön mich der Spitzwegerich doch in seine Welt eingeladen hat. Vor nicht allzu langer Zeit war ich noch überzeugt, dass es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht passt mit mir und dem Wegetritt. Und plötzlich war er da. In einer solchen Wucht und einer solchen Pracht, dass ich es kaum glauben kann.

Ich werde noch oft diesen wunderbaren Weg gehen und ich bin überzeugt, dass er noch mehr Geheimnisse für mich hat. 



Donnerstag, 21. Mai 2015

Ein Meer für den König der Wege

Ein herzlich-sonniges dickes Danke an Euch alle! Ich habe so tolle Kommentare von euch bekommen, hier und auf facebook. Sooo schön. Ich habe mich so sehr gefreut, ihr seid echt unglaublich. Ihr meintet, ihr wollt mehr Geschichten, mehr Gedanken, einfach  mehr. Oh wie glücklich ihr mich macht. Und so gehts auch gleich los mit einem kleinen Kräuterabenteuer.

Meine Kräuterfrau V. und ich hatten uns vor ein paar Tagen zum Kräuterspaziergang im Diemeltal verabredet und ich bin mit ihr ins Tal gefahren. Ich wollte mit ihr den hinteren Teil des Diemelradweges erkunden, denn die Ecke kenne auch ich bisher kaum. Der Kobold blieb bei meinem Mann. V. hatte ihre kleine, wilde Labradorhündin mit und Faye war natürlich auch dabei. Die beiden haben sich auf Anhieb super verstanden und sogar gespielt! Das ist sehr erwähnenswert, denn Faye ist sonst immer sehr zickig und muss erst mal tagelang auftauen bis sowas möglich ist. Perfekt!

Wir machten uns also auf den Weg. Auf der einen Seite entlang an wundervollen majestätischen Eichen und riesigen Buchen, auf der anderen Seite unser liebes Flüsschen Diemel. Es war ein warmer Frühlingsabend, die Sonne schien und es wehte ein kräftiger Wind.

Kurz vor dem Viadukt überraschten unsere Hunde ein Liebespärchen. Nunja, der schöne Tag wollte halt genutzt werden *lach*. Wir pfiffen die Hunde zurück und gingen schmunzelnd weiter. Was uns dann nach dem Passieren des Viaduktes jedoch erwartete, hätte ich mir nicht mal träumen lassen.

Vor uns lag zu beiden Seiten des Weges eine Wiese, die eine Seite gemäht und wunderbar zum Hundetoben, die andere Seite naturbelassen. Zu Beginn stand eine uralte Weide mit so dickem Stamm, dass wir zusammen ihn nicht umfassen konnten. Der Baum muss schon einiges mitgemacht haben, sein Stamm wuchs verdreht und knorrig und wand sich nach oben. Auf der hinteren Seite zeugten tiefe Löcher im Baum von dicken, abgebrochenen Ästen. Dieser Baum mit seinen tiefem Loch im Stamm erinnerte mich stark an den Schoß einer Frau, mit gespreizten Beinen. Es sieht wirklich so aus, als würde man in Mutter Erdes Schoß schauen. Unglaublich beeindruckend. Ein ganz toller Kraftort.

Doch das war nicht alles. Vor uns erstreckte sich eine ganze Wiese voller Spitzwegerich. Eine ganze Wiese, dicht an dicht! Selbst meine Kräuterfrau konnte es nicht glauben, wie viel Spitzwegerich hier wächst. Sowas hatte sie noch nie gesehen.

Beim ersten Wochenende der Heilpflanzenkundeausbildung habe ich noch zu meiner Tischnachbarin gesagt, dass ich schade finde, dass ich bisher nie Spitzwegerich gefunden habe. Auf meinen Spaziergängen konnte ich suchen und suchen, niemals zeigte er sich mir. Selbst auf Kräuterwanderungen habe ich ihn erst gesehen, wenn ich darauf aufmerksam gemacht wurde. Still und etwas wehmütig habe ich gedacht, dass wir wohl nicht füreinander gemacht seien. Was ich sehr schade fand, denn der Spitzwegerich hat so wundervolle Eigenschaften und ich lese immer sehr gerne über ihn. Ich finde ihn geheimnisvoll und sehr mächtig. Den Breitwegerich dagegen finde ich überall. Selbst im Januar.

Und nun das. Ein Meer von Spitzwegerich. Und das ist wirklich nicht übertrieben. Spitze, gerippte, große und kleine Blätter reckten sich zu tausenden gen Himmel. Und aus ihrer Mitte entsprangen die feinen Blütenknospenkölbchen. Die Hälfte hatte sich schon geöffnet und an kleinen lustigen Stielchen baumelten die seltsamen Blüten. Geschlossen sieht der Blütenkolben fast aus wie ein geschlossener Zapfen.

Ich konnte es noch gar so richtig fassen. Da war er, vor meiner Nase in vollster Pracht! Und doch wollte ich nichts mitnehmen. Irgendwie hätte es jetzt nicht gepasst. V. pflückte ein paar der geschlossene Kölbchen und wir gingen weiter.

Doch diese Wiese hatte noch mehr für uns. Weiß blühender Beinwell und wilder Meerrettich! Oh hey, wo bin denn ich gelandet? 


Nach einer Flussbiegung hatten wir zu unserer Linken steile Erdwände ohne Bewuchs. Die Bäume oben an der Kante traten mit ihren Wurzeln schon gefährlich über den Rand. Und überall in dieser Erdwand waren kleine Löcher, ungefähr so groß wie Mauselöcher. Ich bin mir sicher, dass es sich um Behausungen von Eisvögeln handelt. Mein Mann erzählt mir im Sommer nach fast jedem Angeltrip, dass er einen Eisvogel gesehen hat. Ich habe leider noch nie einen sehen können.

Danach haben wir erstmal ein kleines Päuschen gemacht. Wir suchten uns eine flache Stelle am Fluss und machten es uns gemütlich. Ein Kuckuck rief dabei unentwegt und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich hatte frisch gebackenes Brennnesselbrot, kleine Tomaten und Rohkostbrote dabei. Auf die Brote packten wir uns Giersch der genau zu unseren Füßen wuchs, lehnten uns zurück an den Stamm einer Weide und genossen einfach diesen schönen Abend voll herrlicher Überraschungen.

Danach machten wir uns langsam wieder auf den Rückweg und ich war mir ganz sicher, dass ich sobald es ging wieder zurück kehren würde.

Der Spitzwegerich rief mich sogar schon am nächsten Tag. Aber das erzähle ich dann nächsten Post, denn sonst wird der Eintrag hier noch mehrere Kilometer länger ;).