Sonntag, 19. Juli 2015

Wilder Pfeffer

Ende letzter Woche hat es hier alle erwischt: Sommererkältung. Uhh, das braucht niemand. Nach Zeiten großer Anstrengungen, wenn man dem Körper keine Pausen gönnt, folgt es meistens prompt. Der Körper nimmt sich seine Auszeit. Und so steckte sich zuerst der Kobold bei seinem Freund an, dann kam mein Mann dran und zum Schluss ich. Mit Fieber, Übergeben, Schüttelfrost, Husten und Triefnase lag ich um. Sehr ätzend...

Jetzt geht es uns so langsam wieder besser. Kurz vor dem wirklichen Ausbruch sind wir ein bisschen auf dem Hof rumgewandert und haben die Knoblauchrauke besucht. Und so sind wir hinter die Scheune gegangen und mal zu schauen, was uns da erwartet. 

Vor ein paar Wochen sah die Rauke noch ganz anders aus. Komplett grün. Auch die Schoten waren grün. Geerntet, geschnitten und getrocknet ergeben sie einen tollen grünen Pfeffer. Sehr fruchtig schmeckt er. Aber auch schwarzen Pfeffer kann man wunderbar aus ihm zaubern.

Wie ich bei meinen letzten Spaziergängen schon gesehen habe, verfärbt sie sich langsam durch und durch lila. Das sieht sehr schön aus. Und manche der Stängel sind auch schon vertrocknet. Ich habe mir von den vertrockneten ein paar mitgenommen um die Samen zu ernten. Diese Samen geben einen vorzüglichen Wildpfeffer. Es ist ein bisschen Arbeit, aber man kann dabei gut abschalten. So habe ich mir ungefähr 10 Stängel mitgenommen und nachdem wir noch eine Weile auf dem Schotterweg hinter dem Wäldchen gespielt hatten, sind wir zurück auf den Hof. Der Zwerg hat weiter mit seinem Trecker gespielt und ich habe mich den Samenschoten gewidmet. 

Man kann jede einzelne Schote öffnen in dem man die Deckblätter einfach gegeneinander reibt, dann lösen sie sich und darunter sitzen die Samen, wie man es von Bohnen oder Erbsen kennt. Sie lassen sich ganz leicht lösen und in einer Schale auffangen. Natürlich ist es sehr mühsam jede einzelne Schote zu öffnen, allerdings bin ich ja ein Fan von solchen arbeiten. Mir ging es nur leider nicht so gut und ich merkte, dass meine Erkältung so langsam schlimmer wurde und sich Gliederschmerzen breit machten. Deswegen habe ich eine schnellere Variante gewählt um die Samen zu ernten. 

Dazu habe ich die trockenen Stängel unter dem Samenansatz also unter der letzten Schote, abgetrennt und den oberen Teil der Stängel, also den Teil mit den Schoten, in einen Jutesack gesteckt (geht natürlich auch in einer Plastiktüte). Dann habe ich den Sack geschlossen und kräftig zusammengedrückt, geschüttelt und immer wieder mit den Händen bearbeitet. So öffnen sich die Schoten und alle Samen fallen auf den Boden des Säckleins. Schnell nachgeschaut, ob sich nahezu alle Schoten geöffnet haben und dann kann das trockene Gestrüpp entfernt werden. Zurück bleiben auf dem Boden des Säckleins die Deckblätter der Schoten und die Samen. Die trockenen Deckblätter kann man jetzt gut abnehmen und die Samen in eine Schüssel geben. Jetzt muss man nur noch die verbliebenen, trockenen Pflanzenreste entfernen (das geht am Besten durch wiederholtes Drüberpusten) und schon hat man feine, wilde Pfefferkörner.

Es sieht schön aus, wenn man dann die Pfefferkörner so vor sich sieht. Viele kleine schwarze, leicht geschwungene Samenkörner. Man kann sie nun in einer Pfeffermühle geben und wie normaler Pfeffer benutzen. Tomaten schmecken sehr lecker, wenn man sie mit etwas Salz und diesem wilden Pfeffer bestreut.



Donnerstag, 9. Juli 2015

Regentänze und Sturmschäden

Ich bin ja ein totales Gewitter- und Sturmkind und liebe windumtoste Nächte, in denen der Sturm um das Haus heult und Windgeister den Kamin hinunter jaulen. Vor ein paar Tagen trieb ein Gewitter heftigen Sommeregen vor sich her. Es war 35 Grad draußen und wir hatten Besuch von meiner Freundin und ihrem kleinen Sohn. So haben wir uns kurz entschlossen die Zwerge gepackt und haben mit den Kleinen barfuß im Regen getanzt. Erst waren die Kids etwas irritiert (meiner ja nicht so, der kennt ja seine verrückte Mama ;), aber dann waren die zwei voll dabei. Nackt auf dem Trampeltrecker und barfuß in sonnenwarme Pfützen springen! Was ein Spaß! Es war super schön. 

Vorgestern hat sich der Sommer dann doch zu einer kleinen Pause entschlossen und hat bei uns sein Atemholen mit Donnergrollen, Blitzgewitter und Sturm eingeläutet. Und ich muss sagen, er hat ziemlich kräftig ausgeatmet, denn bei uns ist einiges zu Schaden gekommen. Unser feiner Kirschbaum, den vor ein paar Jahren schon ein Sturm gespalten hat, ist weiter zerbrochen. Ein großer Ast ist abgeknickt mit all seiner Kirschenpracht. 

Aber ein Blick auf das zerborstene Holz hat uns bestätigt, was wir schon lange vermutet hatten. Das Holz ist unrettbar morsch. Und zwar schon so sehr, dass sich im Stamm schon die feinste zersetzte Erde befindet. Ich glaube über kurz oder lang werden wir uns mit dem Gedanken befassen müssen, dass der Kirschbaum uns bald ganz verlassen wird. Es sind die köstlichsten Kirschen, die man sich vorstellen kann. Auberginenfarben, prall und groß, einfach köstlich. Ich hoffe mir gelingt es einen neuen Baum aus seinen Kirschkernen zu ziehen. 

Einen weiteren Baum hat es im hinteren Bereich der Weide gespalten, aber das ist nicht weiter tragisch. An der Straße, die hinter der Weide entlang führt sah es dann aber ganz anders aus. Hier hat es eine gesunde Buche zerrissen. Der Stamm ist richtig gesplittert, und gerade das zeigt wirklich die wilde Wut des Sturms, der hier getobt hat. Einfach umgeknickt, ich bin da immer noch sprachlos und ein Schauer läuft mir den Rücken runter. 


Ich bin froh, dass nichts weiter passiert ist. Durch den Westwind hatten wir Glück und der Baum ist direkt auf unser Feld gefallen und nicht auf die Straße. Was für eine Kraft. 

Der Hof und unser Garten sieht dementsprechend etwas zerzaust aus. Es sind viele kleinere Äste von 1-2 m runtergekommen und auch viele Zweige und Blätter. Wenn das Wetter wieder ruhiger ist , denn hier bläst schon wieder ein kräftiger Wind, und es weniger regnet werden wir uns an die Aufräumarbeiten machen. Die ganze Weide voll von Pappelstöcken und -ästen, überall liegt Laub herum und viele Kräuter und Stauden sind umgeknickt.

Da hat der wilde Wind eine rauschende Wetterballnacht gefeiert und es im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich krachen lassen! Ich hoffe bei euch ist auch alles glatt gelaufen und es geht allen gut. 

Und trotzdem liebe ich den Sturm. 




Donnerstag, 2. Juli 2015

Zen im Garten

Was für ein Wetter! Sollte es tatsächlich wahr sein, wir haben doch noch Sommer? Hach, genial, oder? Und wie nett von den Wettergötter uns gleich für all die kalten Tage so geballt zu entschädigen. Klar nehmen wir die knapp 40 Grad...

Wir sind so oft es geht draußen und genießen dieses wunderbare Wetter. Für den Kobold haben wir im Wäldchen am Hof begonnen eine kleine Spielwelt im Schatten aufzubauen. Da gibt es bisher einen Parcours durch den er mit seinem Laufrad flitzen kann und auf der anderen Seite richte ich zur Zeit ein so etwas wie eine kleine Höhle ein, mit Tischlein und Stühlchen. 


Lange war es wieder still hier. Wir haben hier eine ziemlich turbulente Zeit hinter uns. Große Projekte, die uns sehr in Anspruch genommen haben, viel Gartenarbeit, ich stille den Kobold seit nun mehr drei Wochen nicht mehr (dazu aber in einem separaten Post mehr), fiese Erkältung vom Kleinen und nach der Genesung landeten wir mit ihm ganz plötzlich erst in der Notaufnahme und dann per Krankenwagen in der Kinderklinik :(... Er hatte so starke Bauchschmerzen, dass er nur noch geschrien hat, es war furchtbar. Sie gingen dann aber genauso schnell wie sie gekommen waren und wir sind quasi ohne Diagnose wieder zu Hause. Das hat in den ersten Tagen stark an meinen Nerven gezerrt, weil ich regelrecht Panik hatte, dass es wieder kommt. Jetzt ist alles gut und es geht ihm prima.

Und so bin ich einfach nicht dazu gekommen zu schreiben. Ich war total eingenommen von allem. Was für eine turbulente Mitsommerzeit.

Die Beete beschenken uns im Moment mit viel Gemüse und frische Beeren wachsen gleich daneben.
Aber jetzt wird alles hoffentlich wieder ruhiger. Ich bin felsenfest davon überzeugt, denn ansonsten würde ich gar nicht die innerliche Muse finden, hier zu schreiben. Ich bin so froh, dass wir unsere kleine Oase hier im Garten haben, das gibt mir unheimlich viel Kraft.

Und deswegen nehme ich euch jetzt einfach mal mit in meinen Garten, in meinen Ort der Kraft und Ruhe.

Überall im Garten wachsen unendlich filigrane und zauberhafte Gräser. Eigentlich wartet man nur darauf, dass sich eine Elfe darauf niederlässt, die Blüten und Knospen küßt und einen feinen Spinnenwebmitsommerzauber wirkt... Traumhafte Gräserlandschaften, ich liebe sie.

Auf der anderen Seite im Garten wird zur Zeit an den Terrassen gearbeitet. Wir haben also Baustellen im Garten, aber das ist ja eigentlich nichts neues. Hier auf dem Hof haben wir irgendwie immer irgendwo eine Baustelle. Aber dafür gibt es immer noch Ecken, die wir genießen können...

Traumhafte Mohnblüten haben wir dieses Jahr. Ein ganzes Meer von Farbe leuchtet mit entgegen, wenn ich morgens den Gartenpfad entlang gehe...
 
Solche Oasen sind wichtig. Es muss nicht immer der eigene Garten sein, oft ist dies ja gar nicht möglich. Und eins darf man nicht vergessen, es ist viel Arbeit. Noch vor ein paar Jahren war mit das alles irgendwie zu viel. Jetzt haben ich zwar eigentlich viel mehr Programm, aber dennoch schaffe ich auch mehr. 


Ich habe meine innere Einstellung dazu geändert. Es ist eine Art Zen glaube ich. Wenn man im Garten arbeitet, Beikräuter entfernt, hackt, neue Steine setzt, gießt, neue Saat ansetzt und all diese ganzen Gartensachen macht - kann man darin versinken. Lernen, dass der Weg das Ziel ist. In tiefer Meditation die Beete pflegen, sich mit der Erdmutter verbinden. Die Erde an den Händen spüren, zu merken, wie gut es tut klares, kaltes, frisches Wasser zu trinken durch unzählige kleine Wurzelfasern. Tief im Boden verwurzelt zu sein und dennoch nach oben zu strömen, sich zu öffnen. Und sich mit den ersten Sonnenstrahlen der Sonne entgegen zu recken und ihr das schönste Blütengesicht zu schenken, wenn die Knospen aufgehen.

Es tut mir gut. Es heilt mich. Er bringt mich zu mir selbst wenn ich tiefe Verbundenheit mit der Erde spüre. Ich bin mir meines Glücks bewusst und wirklich dankbar dafür.

Gibt es in eurem Leben auch sollte kleinen Zauberwelten, in die ihr euch vertiefen könnt, um Kraft zu schöpfen? Vielleicht ein Baum im Park, oder eine Apfelbaumwiese vor der Stadt? Oder ein kleiner persönlicher Tempel auf dem Balkon?