Meine Lieben, wie Ihr sicher bemerkt habt, geht hier etwas Neues vor auf meinem Blog. In letzter Zeit tauchen immer mal wieder vermehrt Wildkräuter auf, schleichen sich hier und da ein und übernehmen dann plötzlich sogar die Herrschaft. Und ich poste nur noch sporadisch, weil ich mir immer denke, dass es nicht zu meinem ursprünglichen Rohkost-Blog passt. Ich fühle mich oft etwas befangen und mir erscheint es selbst, dass ich die Leichtigkeit verloren habe, einfach so zu schreiben wie ich bin. Und so lasse ich es meistens.
Dabei sitze ich nahezu jeden Abend, wenn der Kobold im Nest liegt, am Laptop und schreibe. Frisch und frei wie
damals. Ich schreibe über meine Sorgen, Gedanken, inneren Talfahrten und über das Wühlen in frischer Erde. Wie es sich anfühlt bis zu den Ellenbogen in der Erde der Hochbeete zu versinken, nur weil ich wissen will, was da unten wohl so zu finden ist. Über die Ehrfurcht, die ich mittlerweile vor dem Wilden Grün entwickelt habe, über die unglaubliche Präsenz einer Brennnessel, die mich umhüllt, wenn ich versuche ihre Geheimnisse zu ergründen. Über Apfelblüten im Smoothie, zerzauste Haare und kleine Gundermännchen.
Eben all diese Wurzelweber-Momente. Diese kleinen, für mich magischen und unheimlich wichtigen Kleinigkeiten, die doch so sehr mein Leben ausfüllen und die mich sogar ausmachen.
Und ich veröffentliche es nicht. Es schlummert hier vor sich hin als Entwurf, endloses digitales Tagebuch und auf überall abgelegten Textdokumenten und wartet geduldig. Nur worauf? Wovor habe ich Angst? Ich weiß es nicht. Die Zeit hat mich verändert, ich bin eine andere als damals. Ich definierte meinen Blog immer über die Rohkost. Doch dann kam mein Sohn. Plötzlich war ich Mama. Und nicht mehr roh. Jetzt lebe ich vegan, liebe es und sehne mich doch nach den Tagen als es mir so leicht fiel, mich nur roh zu ernähren. Doch in meinem Alltag, einem Spagat zwischen Mamasein, Agenturarbeit, Hofleben, Bücher schreiben und Wildkräuterwelten schaffe ich es nicht immer. Ich koche jeden Tag (oft mehrmals) für meinen Mann, dem omnivoren
Mann aus dem Fluss und mein Kind. Jeden Tag. Ich kaufe kein Brot, ich backe es. Und so komme ich zu kurz mit meinen Wünschen und Vorstellungen, weil ich mich selbst nicht so wichtig nehme und der Tag eine begrenzte Anzahl an Stunden hat und ich nachts schlafen will.
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Manchmal glaube ich, ich bin geboren um zu dienen. Ich liebe es Gäste zu bewirten und dafür tagelang in der Küche zu stehen. Oder Geschenke zu machen und dafür zu sorgen, dass es allen gut geht. Das macht mich glücklich. Meistens.
Doch irgendwann habe ich erkannt, dass ich auch Bedürfnisse und Wünsche habe. Ich möchte mich verwirklichen, ich habe so viel Kraft und Energie in mir, die raus will! Ich will mehr! Und mein innerer Funken begann erneut heller zu glühen.
Und so beschloss ich meinen verloren gegangenen Kindheitsträumen nach zu stöbern. Ich war so fasziniert als Kind von den Geschichten der weisen Frauen, die vor dem brodelndem Kessel Zaubertränke kochten, für die Wunde am Bein des Wanderers einfach ein Kräutlein pflückten und die im Rascheln des Windes das Kommende erspüren konnten. Das wollte ich auch. Aber sowas ging nicht. Das waren ja nur Märchen. Tja... Und sowas geht doch!
Durch wunderbar unzufällige Zufälle, denn ich glaube nicht an Zufälle, bekam ich bei dem ersten Veggi-Treffen, auf dem ich bei uns hier im Städchen war, mit, dass es ein paar Örtchen weiter eine Kräuterfrau gibt. Und das es dort die Möglichkeit einer traditionellen neunjährigen Ausbildung zur Kräuterfrau gibt. Ich war elektrisiert. DAS war es! Genau mein Ding! Und ich muss nicht gleich bis nach Dortmund fahren und nächtelang weg sein um eine solche Ausbildung zu machen. Konnte das wahr sein?
So nahm es seinen Lauf. Mittlerweile habe ich auch noch die Ausbildung der Heilpflanzenkunde, also der Phythotherapie, angefangen. Und wisst ihr was? Ich bin angekommen. Die Pflanzen in all ihrer Macht und Schönheit haben mich aufgenommen und ich bin zu Hause. Ich danke dem Wind in den Bäumen jeden Tag dafür, dass ich mich geöffnet habe und es zu gelassen habe, mich zu verändern.
Und ich möchte meine Welt auch weiterhin mit Euch allen teilen. Meine Rohkost hat sich durch die Wildkräuter um ein Vielfaches erweitert, ich denke so wird die rohköstliche Küche erst komplett. Für mich war es der fehlende Teil des Ganzen. Selbst meinem Glauben an die Natur und ihre Kreisläufe hat es tiefer gemacht, ich verbinde mich auf einer tieferen Ebene mit den Wundern der Natur. Ich bin jeden Tag draußen, entdecke die Welt neu und lasse mir flüchtige Gedanken von Kirschblüten ins Ohr flüstern, streichele Brennnesseln (und finde sie mittlerweile sogar kuschelig) und lege mir einen Vorrat an frischen, wilden Walderdbeerblättern für den Sommer an und esse keinen Salat ohne Girsch.
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Meine Welt hat sich also verändert. Und so möchte ich, dass sich auch mein Blog verändert. Ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben. Ich möchte diese Leichtigkeit zurück. Ich möchte einfach wieder schreiben ohne mich schlecht zu fühlen, weil das Rezept oder der Post nicht in mein von mir selbst zu eng geknüpftes Netz passt. Mich einfach freuen und veröffentlichen. Also lockern wir die Knoten, erweitern wir das Spektrum, auf dass es in allen Farben strahlt. Es wird wieder mehr Rezepte geben, viele rohköstliche, alle vegan. Mehr Gedanken, mehr Geschichten. Und meine neuen, uralten, verwurzelten wilden Kräuter werden Teil der Familie hier auf dem Blog. Ich freue mich sehr darüber. Und schon während ich hier schreibe, merke ich, dass es mir leicht fällt. Keine selbst auferlegten Zwänge mehr, einfach schreiben.
Und ich freue mich sehr auf euch und eure Kommentare. Ihr seid alle so großartig, ihr, die ihr schon lange dabei seid, aber auch die Neuen und Zufälligen ;), die der Fluss mit sich bringt. Ihr seid alle eine enorme Bereicherung und Inspiration für mein Leben.
Danke.
♥ Yaay!