Dienstag, 26. Mai 2015

Ein Meer für den König der Wege - Teil 2

Am nächsten Tag ging es also wieder zum König der Wege. Es war fein warm draußen, ich schnappte mir Hund, Kind, Laufrad, Kamera, Proviant und Sammelkörbchen und los ging es. Der Kobold fuhr fein mit seinem Laufrad den Diemelradweg entlang. Hach, er ist schon so groß geworden... Gestern lag er noch im Stubenwagen und heute muss ich ihm schimpfend hinter her rennen, weil er mir mit seinem kleinen Rad davon düst!

Wir gingen den kleinen Hügel empor, unter einer Brücke entlang... und da war sie wieder. Die alte Weide. Genauso knorzig und windumtost wie am Tag zuvor. Es ist schon faszinierend, wie viele Geräusche so ein alter Baum machen kann. Nicht nur das Rauschen der Blätter im Wind, auch quietschen die dicken Äste. Solche Laute erwartet man ja gar nicht von solch majestätischen Bäumen. Sondern eher von schlecht geölten Türen. Der Kobold fand es auch sehr spannend, diesen alten Baum zu erkunden. Das nächste mal darf er in den Baum hineinschauen.

Und nun lag vor mir die Spitzwegerichwiese. Ich erklärte meinem Kleinen, dass wir die Pflanzen erst um Erlaubnis bitten, bevor wir uns ein paar Blättchen pflücken. Gesagt, getan. Und es fühlte sich einfach gut an, uns kam eine Woge wohlwollender Zustimmung entgegen. Der Zwergi war auch der Meinung ;). Und so lagen wir also mitten in der Wiese, zwischen tausenden von Spitzwegerichblättern und ließen uns einfach vom Gefühl leiten, welche Blätter wir mitnehmen sollten.

Während ich die Blätter in mein Körbchen legte, wurde der Kobold von den Blütenkölbchen angezogen und pflückte wie begeistert. Er steckte sich die Köpfchen in die Taschen und irgendwann brachte er sie zu mir. Wir untersuchten die Köpfchen und zerrieben einige in unseren Händen. Dabei vielen mir die weißen, winzigen Samen in den Schoß. Und plötzlich war es um ihn geschehen. Er war ganz aufgeregt und meinte "Hab' die Büten so gern! So kuschelig!" und er nahm alle Köpfchen, die er noch hatte, legte sie mir in den Schoß und kuschelte sich drauf. Awwwwwww..., ich war so voller Liebe und so überrascht... da kuschelte mein Sohn doch tatsächlich mit dem Spitzwegerich! Und er war total glücklich, stand auf, nahm mich in den Arm und gab mir lauter Küsschen! Dann wieder zurück auf den Blütenschoß und weiter schnurren. ♥.

Irgendwann konnte er sich wieder lösen und stromerte weiter durch die Wiese. Und ich pflückte mein Körbchen voll und machte mich daran, auch ein paar noch nicht aufgesprungene Blütenkolben zu pflücken. Demnächst wollen Hustensirup, Wildspargel, Tee und Tinkturen in meiner Kräuterhexenküche gebraut werden.

Wie wunderschön mich der Spitzwegerich doch in seine Welt eingeladen hat. Vor nicht allzu langer Zeit war ich noch überzeugt, dass es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht passt mit mir und dem Wegetritt. Und plötzlich war er da. In einer solchen Wucht und einer solchen Pracht, dass ich es kaum glauben kann.

Ich werde noch oft diesen wunderbaren Weg gehen und ich bin überzeugt, dass er noch mehr Geheimnisse für mich hat. 



Donnerstag, 21. Mai 2015

Ein Meer für den König der Wege

Ein herzlich-sonniges dickes Danke an Euch alle! Ich habe so tolle Kommentare von euch bekommen, hier und auf facebook. Sooo schön. Ich habe mich so sehr gefreut, ihr seid echt unglaublich. Ihr meintet, ihr wollt mehr Geschichten, mehr Gedanken, einfach  mehr. Oh wie glücklich ihr mich macht. Und so gehts auch gleich los mit einem kleinen Kräuterabenteuer.

Meine Kräuterfrau V. und ich hatten uns vor ein paar Tagen zum Kräuterspaziergang im Diemeltal verabredet und ich bin mit ihr ins Tal gefahren. Ich wollte mit ihr den hinteren Teil des Diemelradweges erkunden, denn die Ecke kenne auch ich bisher kaum. Der Kobold blieb bei meinem Mann. V. hatte ihre kleine, wilde Labradorhündin mit und Faye war natürlich auch dabei. Die beiden haben sich auf Anhieb super verstanden und sogar gespielt! Das ist sehr erwähnenswert, denn Faye ist sonst immer sehr zickig und muss erst mal tagelang auftauen bis sowas möglich ist. Perfekt!

Wir machten uns also auf den Weg. Auf der einen Seite entlang an wundervollen majestätischen Eichen und riesigen Buchen, auf der anderen Seite unser liebes Flüsschen Diemel. Es war ein warmer Frühlingsabend, die Sonne schien und es wehte ein kräftiger Wind.

Kurz vor dem Viadukt überraschten unsere Hunde ein Liebespärchen. Nunja, der schöne Tag wollte halt genutzt werden *lach*. Wir pfiffen die Hunde zurück und gingen schmunzelnd weiter. Was uns dann nach dem Passieren des Viaduktes jedoch erwartete, hätte ich mir nicht mal träumen lassen.

Vor uns lag zu beiden Seiten des Weges eine Wiese, die eine Seite gemäht und wunderbar zum Hundetoben, die andere Seite naturbelassen. Zu Beginn stand eine uralte Weide mit so dickem Stamm, dass wir zusammen ihn nicht umfassen konnten. Der Baum muss schon einiges mitgemacht haben, sein Stamm wuchs verdreht und knorrig und wand sich nach oben. Auf der hinteren Seite zeugten tiefe Löcher im Baum von dicken, abgebrochenen Ästen. Dieser Baum mit seinen tiefem Loch im Stamm erinnerte mich stark an den Schoß einer Frau, mit gespreizten Beinen. Es sieht wirklich so aus, als würde man in Mutter Erdes Schoß schauen. Unglaublich beeindruckend. Ein ganz toller Kraftort.

Doch das war nicht alles. Vor uns erstreckte sich eine ganze Wiese voller Spitzwegerich. Eine ganze Wiese, dicht an dicht! Selbst meine Kräuterfrau konnte es nicht glauben, wie viel Spitzwegerich hier wächst. Sowas hatte sie noch nie gesehen.

Beim ersten Wochenende der Heilpflanzenkundeausbildung habe ich noch zu meiner Tischnachbarin gesagt, dass ich schade finde, dass ich bisher nie Spitzwegerich gefunden habe. Auf meinen Spaziergängen konnte ich suchen und suchen, niemals zeigte er sich mir. Selbst auf Kräuterwanderungen habe ich ihn erst gesehen, wenn ich darauf aufmerksam gemacht wurde. Still und etwas wehmütig habe ich gedacht, dass wir wohl nicht füreinander gemacht seien. Was ich sehr schade fand, denn der Spitzwegerich hat so wundervolle Eigenschaften und ich lese immer sehr gerne über ihn. Ich finde ihn geheimnisvoll und sehr mächtig. Den Breitwegerich dagegen finde ich überall. Selbst im Januar.

Und nun das. Ein Meer von Spitzwegerich. Und das ist wirklich nicht übertrieben. Spitze, gerippte, große und kleine Blätter reckten sich zu tausenden gen Himmel. Und aus ihrer Mitte entsprangen die feinen Blütenknospenkölbchen. Die Hälfte hatte sich schon geöffnet und an kleinen lustigen Stielchen baumelten die seltsamen Blüten. Geschlossen sieht der Blütenkolben fast aus wie ein geschlossener Zapfen.

Ich konnte es noch gar so richtig fassen. Da war er, vor meiner Nase in vollster Pracht! Und doch wollte ich nichts mitnehmen. Irgendwie hätte es jetzt nicht gepasst. V. pflückte ein paar der geschlossene Kölbchen und wir gingen weiter.

Doch diese Wiese hatte noch mehr für uns. Weiß blühender Beinwell und wilder Meerrettich! Oh hey, wo bin denn ich gelandet? 


Nach einer Flussbiegung hatten wir zu unserer Linken steile Erdwände ohne Bewuchs. Die Bäume oben an der Kante traten mit ihren Wurzeln schon gefährlich über den Rand. Und überall in dieser Erdwand waren kleine Löcher, ungefähr so groß wie Mauselöcher. Ich bin mir sicher, dass es sich um Behausungen von Eisvögeln handelt. Mein Mann erzählt mir im Sommer nach fast jedem Angeltrip, dass er einen Eisvogel gesehen hat. Ich habe leider noch nie einen sehen können.

Danach haben wir erstmal ein kleines Päuschen gemacht. Wir suchten uns eine flache Stelle am Fluss und machten es uns gemütlich. Ein Kuckuck rief dabei unentwegt und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich hatte frisch gebackenes Brennnesselbrot, kleine Tomaten und Rohkostbrote dabei. Auf die Brote packten wir uns Giersch der genau zu unseren Füßen wuchs, lehnten uns zurück an den Stamm einer Weide und genossen einfach diesen schönen Abend voll herrlicher Überraschungen.

Danach machten wir uns langsam wieder auf den Rückweg und ich war mir ganz sicher, dass ich sobald es ging wieder zurück kehren würde.

Der Spitzwegerich rief mich sogar schon am nächsten Tag. Aber das erzähle ich dann nächsten Post, denn sonst wird der Eintrag hier noch mehrere Kilometer länger ;).

Dienstag, 19. Mai 2015

Mein Blog und wie es hier weiter gehen soll


Meine Lieben, wie Ihr sicher bemerkt habt, geht hier etwas Neues vor auf meinem Blog. In letzter Zeit tauchen immer mal wieder vermehrt Wildkräuter auf, schleichen sich hier und da ein und übernehmen dann plötzlich sogar die Herrschaft. Und ich poste nur noch sporadisch, weil ich mir immer denke, dass es nicht zu meinem ursprünglichen Rohkost-Blog passt. Ich fühle mich oft etwas befangen und mir erscheint es selbst, dass ich die Leichtigkeit verloren habe, einfach so zu schreiben wie ich bin. Und so lasse ich es meistens.

Dabei sitze ich nahezu jeden Abend, wenn der Kobold im Nest liegt, am Laptop und schreibe. Frisch und frei wie damals. Ich schreibe über meine Sorgen, Gedanken, inneren Talfahrten und über das Wühlen in frischer Erde. Wie es sich anfühlt bis zu den Ellenbogen in der Erde der Hochbeete zu versinken, nur weil ich wissen will, was da unten wohl so zu finden ist. Über die Ehrfurcht, die ich mittlerweile vor dem Wilden Grün entwickelt habe, über die unglaubliche Präsenz einer Brennnessel, die mich umhüllt, wenn ich versuche ihre Geheimnisse zu ergründen. Über Apfelblüten im Smoothie, zerzauste Haare und kleine Gundermännchen.

Eben all diese Wurzelweber-Momente. Diese kleinen, für mich magischen und unheimlich wichtigen Kleinigkeiten, die doch so sehr mein Leben ausfüllen und die mich sogar ausmachen.

Und ich veröffentliche es nicht. Es schlummert hier vor sich hin als Entwurf, endloses digitales Tagebuch und auf überall abgelegten Textdokumenten und wartet geduldig. Nur worauf? Wovor habe ich Angst? Ich weiß es nicht. Die Zeit hat mich verändert, ich bin eine andere als damals. Ich definierte meinen Blog immer über die Rohkost. Doch dann kam mein Sohn. Plötzlich war ich Mama. Und nicht mehr roh. Jetzt lebe ich vegan, liebe es und sehne mich doch nach den Tagen als es mir so leicht fiel, mich nur roh zu ernähren. Doch in meinem Alltag, einem Spagat zwischen Mamasein, Agenturarbeit, Hofleben, Bücher schreiben und Wildkräuterwelten schaffe ich es nicht immer. Ich koche jeden Tag (oft mehrmals) für meinen Mann, dem omnivoren Mann aus dem Fluss und mein Kind. Jeden Tag. Ich kaufe kein Brot, ich backe es. Und so komme ich zu kurz mit meinen Wünschen und Vorstellungen, weil ich mich selbst nicht so wichtig nehme und der Tag eine begrenzte Anzahl an Stunden hat und ich nachts schlafen will.

Manchmal glaube ich, ich bin geboren um zu dienen. Ich liebe es Gäste zu bewirten und dafür tagelang in der Küche zu stehen. Oder Geschenke zu machen und dafür zu sorgen, dass es allen gut geht. Das macht mich glücklich. Meistens.

Doch irgendwann habe ich erkannt, dass ich auch Bedürfnisse und Wünsche habe. Ich möchte mich verwirklichen, ich habe so viel Kraft und Energie in mir, die raus will! Ich will mehr! Und mein innerer Funken begann erneut heller zu glühen.

Und so beschloss ich meinen verloren gegangenen Kindheitsträumen nach zu stöbern. Ich war so fasziniert als Kind von den Geschichten der weisen Frauen, die vor dem brodelndem Kessel Zaubertränke kochten, für die Wunde am Bein des Wanderers einfach ein Kräutlein pflückten und die im Rascheln des Windes das Kommende erspüren konnten. Das wollte ich auch. Aber sowas ging nicht. Das waren ja nur Märchen. Tja... Und sowas geht doch!

Durch wunderbar unzufällige Zufälle, denn ich glaube nicht an Zufälle, bekam ich bei dem ersten Veggi-Treffen, auf dem ich bei uns hier im Städchen war, mit, dass es ein paar Örtchen weiter eine Kräuterfrau gibt. Und das es dort die Möglichkeit einer traditionellen neunjährigen Ausbildung zur Kräuterfrau gibt. Ich war elektrisiert. DAS war es! Genau mein Ding! Und ich muss nicht gleich bis nach Dortmund fahren und nächtelang weg sein um eine solche Ausbildung zu machen. Konnte das wahr sein?

So nahm es seinen Lauf. Mittlerweile habe ich auch noch die Ausbildung der Heilpflanzenkunde, also der Phythotherapie, angefangen. Und wisst ihr was? Ich bin angekommen. Die Pflanzen in all ihrer Macht und Schönheit haben mich aufgenommen und ich bin zu Hause. Ich danke dem Wind in den Bäumen jeden Tag dafür, dass ich mich geöffnet habe und es zu gelassen habe, mich zu verändern.
Und ich möchte meine Welt auch weiterhin mit Euch allen teilen. Meine Rohkost hat sich durch die Wildkräuter um ein Vielfaches erweitert, ich denke so wird die rohköstliche Küche erst komplett. Für mich war es der fehlende Teil des Ganzen. Selbst meinem Glauben an die Natur und ihre Kreisläufe hat es tiefer gemacht, ich verbinde mich auf einer tieferen Ebene mit den Wundern der Natur. Ich bin jeden Tag draußen, entdecke die Welt neu und lasse mir flüchtige Gedanken von Kirschblüten ins Ohr flüstern, streichele Brennnesseln (und finde sie mittlerweile sogar kuschelig) und lege mir einen Vorrat an frischen, wilden Walderdbeerblättern für den Sommer an und esse keinen Salat ohne Girsch.

Meine Welt hat sich also verändert. Und so möchte ich, dass sich auch mein Blog verändert. Ich musste mir das einfach mal von der Seele schreiben. Ich möchte diese Leichtigkeit zurück. Ich möchte einfach wieder schreiben ohne mich schlecht zu fühlen, weil das Rezept oder der Post nicht in mein von mir selbst zu eng geknüpftes Netz passt. Mich einfach freuen und veröffentlichen. Also lockern wir die Knoten, erweitern wir das Spektrum, auf dass es in allen Farben strahlt. Es wird wieder mehr Rezepte geben, viele rohköstliche, alle vegan. Mehr Gedanken, mehr Geschichten. Und meine neuen, uralten, verwurzelten wilden Kräuter werden Teil der Familie hier auf dem Blog. Ich freue mich sehr darüber. Und schon während ich hier schreibe, merke ich, dass es mir leicht fällt. Keine selbst auferlegten Zwänge mehr, einfach schreiben.

Und ich freue mich sehr auf euch und eure Kommentare. Ihr seid alle so großartig, ihr, die ihr schon lange dabei seid, aber auch die Neuen und Zufälligen ;), die der Fluss mit sich bringt. Ihr seid alle eine enorme Bereicherung und Inspiration für mein Leben.

Danke. 

♥ Yaay!

Samstag, 2. Mai 2015

Beltane - Tanz mit dem Frühling

Ich hoffe ihr hattet einen wunderbares Frühlingsfest oder habt euch einem wilden Tanz in den Mai hingegeben! Ich habe mit dem Kobold getanzt - morgens in der Sonne, nachmittags im Regen.

Und so lasse ich dieses Jahr lasse ich einfach die Bilder sprechen.

Blüten sammeln und trocknen für Naturmandalas...

Kirschblüten im Sammelkörbchen und Girsch in der Salatschüssel...

Gundelreben sammeln, für innere Stärke und Weisheit...

 ♥

... und jetzt machen wir uns auf in den Urwald zur Sababurg und feiern dort meinen Geburtstag! Oh ich freu  mich!!

♥♥♥